Kerzen [2]

[410] Kerzen. An Stelle reiner Stearinkerzen werden heute in steigendem Maße die sogenannten Kompositionskerzen, die aus Paraffin und Stearin bestehen, hergestellt.

Man verwendet dazu in der Regel ein ziemlich hoch schmelzendes Paraffin. Der Schmelzpunkt der Kompositionsmassen ist nicht der Mittelwert der Schmelzpunkte der in ihnen enthaltenen Komponenten, sondern liegt in der Regel 3–4° unter dem Schmelzpunkt des darin enthaltenen Paraffins. – Der Schmelzpunkt des zu Kompositionskerzen verwandten Paraffins soll wenigstens 50° betragen, während das zu reinen Paraffinkerzen dienende bei einer über 52° liegenden Temperatur schmelzen soll. Das Stearin der Kompositionskerzen soll zwischen 50 und 55° schmelzen. Ein Paraffin ist zur Kerzengießerei um so geeigneter, je homogener es ist. Liegen die Schmelzpunkte der einzelnen darin enthaltenen Kohlenwasserstoffe sehr weit auseinander, wie dies bei einigen amerikanischen Sorten der Fall ist, so kann das Paraffin, trotz hohen Schmelzpunktes, zur Kerzendarstellung ungeeignet sein [1], – Die Hauptmaterialien für die Fabrikation von Wachskerzen sind jetzt Ceresin, Paraffin und Stearin und nur selten noch Bienenwachs. Sogar das Ceresin, das längere Zeit das Hauptmaterial bildete, schwindet mehr und mehr aus den Wachskerzen, so daß letztere häufig nur noch aus Stearin und Paraffin bestehen. Da Ceresin und Paraffin in sehr verschiedener Qualität vorkommen, besonders aber das Ceresin durch Paraffinzusatz stark verfälscht wird, so ist es schwer, eine allgemeingültige Zusammenstellung von Wachskompositionen zu geben. Das Ceresin soll einen Erstarrungspunkt von ca. 70–73° C. haben und beim Kneten zwischen den Fingern nicht trocknen, sondern dem Bienenwachs ähnlich geschmeidig, weich und etwas klebrig sein. Das Paraffin darf sich beim Kneten nicht mehlig zerreiben, sondern muß geschmeidig und knetbar sein und sich zu Fäden ausziehen lassen [2].


Literatur: [1] Ubbelohde und Goldschmidt, Handbuch der Chemie und Technologie der Oele, Leipzig 1910, Bd. 3, S. 244. – [2] Ebend., S. 296.

Deite.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 410.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika