Kerzen und Lichter

[492] Kerzen und Lichter beim Gottesdienst, sind seit dem 14. Jahrhundert nachgewiesen, in Nachahmung des siebenarmigen Leuchters im israelitischen Tempel und im Anschluss an die sinnbildliche Bedeutung des Lichtes in der heiligen Schrift. Zur Zeit des Chrysostomus wurden Kerzen vornehmlich zur Beleuchtung des Altars angewendet, während man Lampen lieber in Kapellen und vor Heiligenbildern brauchte. Sie wurden nur aus Wachs bereitet; denn das Erzeugnis der Biene, die nach Vollendung ihres Werkes sterben muss, hat eine mystische Bedeutung. Besondere Altardiener, Ceroferarii, trugen die Kerzen und setzten sie auf einem eigenen Tische neben dem Altare nieder. Die Leuchter hiessen Cereofala. Je nach der kirchlichen Zeit oder Handlung hat das Kerzenlicht verschiedene Bedeutung: es giebt daher Taufkerzen, Brautkerzen, Grabkerzen, Osterkerzen, deren Weihe am Karsamstag stattfindet; in Süddeutschland aber an Mariä Lichtmess, 2. Februar, an welchem Tage auch die Wetterkerzen geweiht werden, welche man im Sommer bei den »Schauermessen« anzündet, um Hagel und Wolkenbruch abzuhalten.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 492.
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