Mühlsteine

[526] Mühlsteine, zum Mahlen von Getreide brauchbare Gesteine, welche sehr hart und porös löcherig sind, also löcherige Quarze, wie z.B. der Süßwasserquarz von La Ferté sous Jouarre (sogenannte Franzosen) oder von Sárospatak in Ungarn. Sie besitzen zahllose kleine Höhlungen, in welchen Quarzfäden, dem netzförmigen Knochengewebe vergleichbar, vorhanden sind, die natürliche Schneiden bilden. Statt der porösen Gesteine können auch solche mit sehr rauher Bruchfläche verwendet werden, z.B. Quarzbreccien oder Quarz- oder Quarzitkonglomerate oder deutlich körnige Quarzite und quarzige Sandsteine. Etwas weniger harte Gesteine, zu Mühlsteinen verwendbar, sind gewisse Lavaarten, wie diejenige von Niedermendig und Mayen.

Für den Gebrauch werden die Mühlsteine nach einem Richtscheit mittels der Mühlpicken (Mühlbillen) geebnet und alsdann die so hergestellte Mahlfläche geschärft, indem man Furchen (Hauschläge) darin ausarbeitet. Letzteres geschieht gewöhnlich von Hand. Man hat zwar mehrfach Maschinen für die Ausführung der Schärfung konstruiert, doch haben dieselben bis jetzt noch wenig Anklang gefunden, mit Ausnahme der mit Diamanten armierten Schärfmaschinen, welche aber wegen ihrer sehr großen Anschaffungskosten nur für den Großbetrieb in Betracht kommen [1], S. 181, und [2], S. 208. Form und Verlauf der Furchen sind für das Gelingen der Mahloperation von großer Bedeutung. Bei dem deutschen Verfahren verlaufen die Hauschläge des Bodensteins in radialen, die des Läufers in gekrümmten Linien, welch letztere annähernd logarithmischen Spiralen entsprechen. Nach der Mitte des Steines zu werden die Rillen stetig tiefer, weil das Mahlgut in der Mitte des Steines aufgeschüttet wird. Bei den nach französischer Art geschärften Steinen sind die Rillen geradlinig, sie bilden Tangenten (und Parallele zu denselben) zu dem inneren Hohlraum, dem »Auge«. Die Rillen der amerikanischen Steine verlaufen ganz ähnlich, sind jedoch gekrümmt. Als Felderschärfe bezeichnet man jene Art der Mühlsteinbearbeitung, bei der die Steinoberfläche durch eine Anzahl meist geradliniger Hauptfurchen in Sektoren geteilt ist, deren jeder mit Nebenfurchen bedeckt wird, die entweder »gleichen Zug« haben wie die Hauptfurchen (d.h. in ihrer Verlängerung den gleichen um den Steinmittelpunkt gezogenen Kreis tangieren) oder aber der einen von den beiden den Sektor begrenzenden Hauptfurchen parallel laufen. Näheres über die Verzeichnung von Schärfen findet sich in [1], S. 169 ff.


Literatur: [1] Kick, Mehlfabrikation, Leipzig 1894. – [2] Pappenheim, Lehrbuch der Müllerei, Wien 1890.

Arndt.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 526.
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