Mineralöle

[438] Mineralöle, die durch trockene Destillation des Stein- oder Braunkohlenteers oder des Ozokerits gewonnenen Oele, wie Photogen, Solaröl, Paraffinöl u.s.w.

Als erstes Destillationsprodukt erhält man Rohöl, später geht es in Paraffinöl über. Das Rohöl wird durch konzentrierte Natronlauge von den Phenolen befreit, hierauf die etwa noch vorhandenen Brandharze durch konzentrierte Schwefelsäure zerstört und das so behandelte Oel gut ausgewaschen. Die sauern Produkte, welche durch Natronlauge den Mineralölen entzogen werden können, werden als Kreosot (s.d.) bezeichnet. Man trennt nun das Leichtöl vom Rohsolaröl durch Destillation in eisernen Blasen über freiem Feuer; der Rückstand, welcher beim Erkalten erstarrt, ist die sogenannte Paraffinmasse. Durch Behandeln des Leichtöls mit Schwefelsäure und Rektifizieren wird Benzinöl und Photogen (Hydrokarbür, Schieferöl, Turfol, Mineralöl) erhalten und das letztere durch wiederholte Destillation gereinigt. Photogen ist ein Gemisch von Kohlenwasserstoffen, wasserhell bis weingelb; spez. Gew. 0,800–0,815, Siedepunkt bei 145–150° C. Es ist ein Lösungsmittel für Fette, Harze, Kautschuk und findet auch als Leuchtstoff Verwendung. Je geringer das spezifische Gewicht bei hohen Siedepunkten, um so besser ist das Produkt. Das wasserhelle, erst später gelb werdende, durchdringend riechende Solaröl dient ebenfalls als Leuchtstoff. Es ist dickflüssiger als Photogen; spez. Gew. 0,885–0,895, Siedepunkt 175–200° C. Die am wenigsten flüchtigen Kohlenwasserstoffe im Teer stellen das Paraffinöl (Schmieröl, Gasöl) dar. Es dient als Schmiermittel (vgl. Schmierung) und zur Darstellung von Leuchtgas, ist gelb bis schwärzlich, dickflüssig, mit fetten Oelen mischbar; spez. Gew. 0,850–0,860. Es soll möglichst wenig Paraffin enthalten, von welchem man es durch starke Abkühlung trennt. Aus dem Zentner Paraffinöl lassen sich auf sehr einfache Weise ca. 30 cbm Gas gewinnen, dessen Leuchtkraft 3–4mal größer ist als die des Steinkohlenleuchtgases.


Literatur: Perutz, Industrie der Mineralöle, Wien 1880; Schaedler, Technologie der Fette und Oele der Fossilien, 2. Aufl., Leipzig 1892.

Deite.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 438.
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