Obstkernöle

[491] Obstkernöle. – Unter den Abfallprodukten, die in großen Mengen zur Verfügung stehen und mit verhältnismäßig geringer Mühe gesammelt und bei entsprechender Organisation auch der Verwertung zugeführt werden können, stehen die Samen unserer Steinobstarten in erster Linie, es lassen sich aber auch Gurken- und Melonenkerne mit dem gleichen Erfolge verwerten. Alle die Samen enthalten größere oder geringere Mengen an gutem Oel, wenn die Kerne gleich nach dem Entfernen aus der Frucht getrocknet und entsprechend gelagert werden, so daß sie Feuchtigkeit nicht anziehen können. Beispielsweise beträgt der Oelgehalt bei Pfirsich- und Aprikosenkernen 45–48%. bei Kirschenkernen 20%. bei Zwetschgenkernen 40–42%, ferner enthalten die Kerne von Aepfeln 17–19%, von Birnen 18–20%, von Gurken und Kürbissen 20–25%. und auch die kleinen Samen der Beeren des Waldes enthalten ziemliche Mengen wohlschmeckender Oele. Von der Heide gibt an, daß sich aus den im Deutschen Reiche gesammelten Steinobstkernen ungefähr 700 t Oel erhalten lassen, eine Zahl, die wahrscheinlich nicht zu hoch gegriffen ist. Nach den 1916 amtlich in Deutschland herausgegebenen Sammelvorschriften sollen nur Kerne von Kirschen, Pflaumen, Zwetschgen, Aprikosen, Reineklauden und Pfirsichen gesammelt werden. Die Kerne müssen reifem Obst entflammen, sie sollen für die Ablieferung gereinigt und getrocknet sein. Anhängende Reste von Fruchtfleisch können schon in geringer Menge den Wert einer sonst guten Ware herabsetzen. Auch Kerne von gekochtem und gedörrtem Obst sind brauchbar. Die einzelnen Kernarten dürfen nicht vermischt, sondern müssen getrennt zur Ablieferung gebracht werden. Von Kernobst sollen lediglich Kürbiskerne gesammelt und gut getrocknet werden. – Vgl. Pflanzenöle.

Andés.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 491.
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