Pflanzentalg

[505] Pflanzentalg. Der Pflanzentalg wird aus den Früchten des in China einheimischen Talgbaums, Stillingia (Sapium) sebiferum, gewonnen. Die drei in einer Frucht enthaltenen Samen gleichen in Größe und Form dem kleinkörnigen Perlkaffee und sind äußerlich mit einer mehr oder weniger dicken, harten Talgschicht bedeckt. Die Früchte werden in Bottichen durch Wasserdampf behandelt, wobei der Talg abfließt. Das Produkt kommt in China in harten, brüchigen, mattweißen größeren Blöcken unter dem Namen »Pi-Yu« in den Handel.

Der Talg in unverfälschtem, reinem Zustand ist geruch- und geschmacklos und macht auf Papier keinen Fettfleck. Das spezifische Gewicht ist bei 15° C 0,918–0,921. Der Schmelzpunkt liegt sehr hoch: 52,5° C. Der Talg ist deshalb sehr beliebt und findet in der Stearin- und Seifenfabrikation Verwendung. Nachdem der Talg, welcher die Samen umgibt, durch Auskochen bezw. Wasserdampf entfernt worden ist, werden die Kerne gepreßt und liefern ein Oel, welches in China unter dem Namen »Mong-Yu« in den Handel gebracht und meist zum Vermischen der besseren Talgsorten gebraucht wird. Das in dem Samen enthaltene trocknende Oel, das Stillingiaöl, wird in China als Beleuchtungsmittel und zur Verfälschung von Holzöl benutzt. Das von den Samen abgeschiedene Fett ist den europäischen Kerzenfabrikanten als prima Pflanzentalg bekannt. Wenn die Samen und der Talg zusammen ausgepreßt werden, so besteht die erhaltene Mischmasse aus Pflanzentalg und Stillingiaöl. Dieses Gemisch ist weicher und besitzt einen niedrigeren Schmelzpunkt. Es kommt unter dem Namen »Secunda-Pflanzentalg« in den Handel.


Literatur: Tropenpflanzer XVIII, 1914/15, S. 109–110; ebend. XXI, 1918, S. 12.

Ernst Gilg und Julius Schuster.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 505.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika