Phänakistoskop

[104] Phänakistoskop (Phantoskop, stroboskopische Scheibe, Wunderscheibe), ein im Jahr 1832 von Stampfer in Wien erfundener Apparat, durch den dem Auge rasch aufeinander folgende Bilder periodischer Veränderungen derart vorgehalten werden, daß der Eindruck einer stetigen Veränderung entsteht.

Die Stampfersche Scheibe kann in rasche Rotation versetzt werden; sie trägt an ihrem Umfang in gleichen Abständen Löcher zum Durchfeilen und auf der dem Auge abgekehrten Seite die Bilder der aufeinander folgenden Stellungen eines in periodischer Bewegung begriffenen Gegenstandes. Ein gegenüberstehender Spiegel zeigt dann dem Auge in kurzen Lichteindrücken die sich ablösenden Bilder der bemalten Scheibe, alle in scheinbar stetiger, wellenförmig fortschreitender Veränderung. Eine veränderte Konstruktion, der stroboskopische Zylinder (Lebensrad, Dädaleum, Schnellseher, Zoëtrop), wurde 1834 von Horner in Bristol angegeben: Ein um eine vertikale Achse rotierender Zylindermantel trägt in gleichen Abständen vertikale Schlitze, durch die man die an seiner Innenwand angebrachten Bilder betrachtet. Ein Spiegel ist also nicht nötig und die auf Papierstreifen gemalten Bilder können leicht ausgewechselt werden, auch können mehrere Personen am Umfang des Zylinders zu gleicher Zeit beobachten. Anfangs ein Spielzeug, ist der Apparat neuerdings durch Anwendung momentphotographischer Bilder tierischer und menschlicher Bewegungen zu einem Hilfsmittel physiologischer und gymnastischer Studien geworden. Eine weitere Ausbildung hat das Prinzip der Augenblicksbilder im Kinematographen (s.d.) erfahren, einem Projektionsapparat (Zauberlaterne) mit mechanischer Vorrichtung, um die Bilder in derselben raschen Aufeinanderfolge zu projizieren, in welcher der Vorgang, den sie darstellen, photographisch in Bildern fixiert wurde. S. Projektionsapparate.

A. Schmidt.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 104.
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