Pipetten

[137] Pipetten, Glasröhren zum Messen von Flüssigkeiten.

Sie werden durch Eintauchen in die betreffende Lösung und durch Ansaugen derselben mit dem Mund oder, wenn es sich um ätzende Flüssigkeiten handelt, eventuell mit einem Gummiballon mit angesetztem Schlauche gefüllt. Zunächst erfolgt die Füllung bis etwas über die Marke, alsdann wird die Saugwirkung durch Verschließen der oberen Oeffnung mit dem Zeigefinger oder durch Zusammenklemmen des Gummischlauches an dem Ballon unterbrochen. Hierauf läßt man durch vorsichtiges Lüften der oberen Oeffnung zunächst die Flüssigkeit genau bis zur Marke abfließen, verschließt erstere wieder und entleert nunmehr durch dauerndes, vollkommenes Lüften der oberen Oeffnung das so abgemessene Flüssigkeitsquantum.

Man unterscheidet Vollpipetten und Meßpipetten.

Die Vollpipetten haben eine einzige Marke und dienen zur genauen Abmessung eines bestimmten Volumens von Lösungen. Die gebräuchlichste Form ist aus einer unten in eine Spitze ausgezogenen Glasröhre hergestellt und trägt in der Mitte eine zylindrische Erweiterung (vgl. Fig. 1).

Die Meßpipetten (vgl. Fig. 2) sind bürettenartig (s. unten) in Kubikzentimeter eingeteilte Röhren, die an ihrem unteren Ende wie die Vollpipetten in eine seine Spitze ausgezogen sind. Mit ihnen können beliebige Mengen einer Flüssigkeit abgemessen werden. Sie sind ein Mittelding zwischen Pipetten und Büretten. Letzteres sind in Kubikzentimeter eingeteilte Röhren, welche von oben zunächst bis über die oberste Marke gefüllt werden. Als Verschluß tragen sie unten entweder einen Glashahn (Fig. 3) oder einen Gummischlauch mit eingeschobenem Glasstab (Fig. 4). Durch den Verschluß läßt man nun zunächst etwas von der eingefüllten Flüssigkeit austreten, bis die Luft verdrängt ist, und stellt nunmehr die Lösung auf die gewünschte Marke ein. Bei dem Glasstabverschluß (nach Bunsen) faßt man den Schlauch da, wo sich der Glasstab befindet, zwischen Daumen und Zeigefinger und erzeugt durch vorsichtiges Drücken einen seitlichen Kanal, durch welchen die Flüssigkeit neben dem Glasstab in das unten eingesetzte, in eine seine Spitze ausgezogene Ausflußröhrchen fließen kann. Statt des Glasstabverschlusses wendet man häufig einen gewöhnlichen Quetschhahnen an. Außer den abgebildeten Büretten ist noch eine Reihe abgeänderter Formen im Gebrauch.

Mezger.

Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3., Fig. 4.
Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3., Fig. 4.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 137.
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