Rauchgasuntersuchung [2]

[632] Rauchgasuntersuchung, Bd. 7, S. 359, ist zu ergänzen:

Zu 1. Bestimmung der Gasmenge kann unmittelbar erfolgen durch Messen mittels Stauscheibe oder Staurohres. Näheres über derartige Messungen s. [1].

Die tatsächliche Gasmenge G, bezogen auf 0° und 760 mm Barometerstand, welche entsteht bei Verbrennung von 1 kg Brennstoff unter Zuführung der v-fachen theoretischen Luftmenge, berechnet sich aus

G°/760 = theoretische Rauchgasmenge + theoretische Luftmenge × (v – 1) hierin ist die theoretische Rauchgasmenge


Rauchgasuntersuchung [2]

für t° Gastemperatur und b mm Barometerstand ist die tatsächliche Gasmenge in Kubikmeter


Rauchgasuntersuchung [2]

Ueber die Luft- und Gasmengen aus 1 kg Brennstoff für verschiedene Brennstoffsorten und Luftüberschußkoeffizienten s. [2].

Zu A) Chemische (Absorptions-) Methode. Um guten Durchschnittskohlensäuregehalt zu erhalten, sollten die Proben in Zeitabständen von 3 bis 5 Minuten genommen werden.

Unter den selbsttätig arbeitenden Apparaten für Kohlensäurebestimmung seien noch erwähnt der Apparat von J.C. Eckardt, Cannstatt, bei welchem die Abgase zur sicheren und raschen Absorption in Spirallinien von unten nach oben durch die Absorptionsflüssigkeit geführt werden, und ferner der Apparat von Keiser & Schmidt, Berlin, welch letzterer darauf beruht, die Wärme zu messen, die bei der Aufnahme von Kohlensäure durch Kalilauge entsteht. Näheres hierüber s. [3]. Weiteres über Rauchgasuntersuchungen s. Orsat-Apparate, Bd. 6, S. 778 f., sowie [4]–[6].

Höchstgehalt der Verbrennungsgase an Kohlensäure (+ schweflige Säure) = (ks/m) = 2 l würde erhalten, wenn bei der Verbrennung ebensoviel %CO2 entstünde, wie %O in der Luft enthalten sind, d.h. bei der vollkommenen Verbrennung von ausschließlich kohlenstoffhaltigen Brennstoffen ohne Luftüberschuß. Da nun jeder Brennstoff Wasserstoff und Schwefel enthält, die bei der Verbrennung Sauerstoff verbrauchen, so wird der Wert 21 nie erreicht, der Höchstgehalt an Kohlensäure ist vielmehr stets kleiner als 21, und zwar um so kleiner, je mehr der Brennstoff H und S enthält, er beträgt [7] für Steinkohle und Anthrazit zwischen 17,8 und 20,1, im Mittel 19,0, für Koks zwischen 20,0 und 20,8, im Mittel 20,5, für Braunkohle zwischen 17,9 und 20,4, im Mittel 19,2, für Torf zwischen 19,4 und 20,1, im Mittel 19,8, für Holz zwischen 20,2 und 20,7, im Mittel 20,5. Ueber die Berechnung des[632] maximalen Gehaltes an CO2 sowohl aus der Zusammensetzung der Rauchgase als auch aus derjenigen des Brennstoffs s. [7].

Zu 2. Spezifische Wärme der Rauchgase. Weiteres hierüber s. [2], [3] und [8].

Zu 3. Temperaturbestimmung. Außer den Glaspyrometern mit Quecksilber kommen heute häufig die elektrischen Pyrometer (s. Pyrometer, Bd. 7, S. 305) zur Anwendung. – Bezüglich genauerer Formeln zur Bestimmung des Wärmeverlustes in den Abgasen s. Feuerungsanlagen, S. 281.

Zu 4. Menge der in den Rauchgasen noch enthaltenen brennbaren Gase. Zur Ermittlung derselben werden die Verbrennungsgase über erhitztes Kupferoxyd oder besser über erhitzten Platinschwamm geleitet, wobei die unverbrannten Bestandteile (CH4, CO und H) zu Wasser und Kohlensäure verbrannt werden, welch letztere dann in einem Chlorkalziumrohr bezw. in einem Gefäß mit Kalilauge aufgefangen und gewogen werden, s. [9] und [10]. Ueber einfachere derartige Apparate, die unmittelbar bei Versuchen im Kesselhaus benützt werden können, s. Orsatscher Apparat, Bd. 6, S. 778 f., sowie [4], [5] und [11]. In neuerer Zeit sind Apparate in den Handel gebracht worden, bei denen die Bestimmung von CH4, H und unter Umständen auch CO anstatt durch Verbrennungsvorrichtungen durch Explosion erfolgt. Näheres hierüber s. [12].


Literatur: [1] Mitteilungen der Prüfungsanstalt für Heizungs- und Lüftungseinrichtungen der K. Techn. Hochschule Berlin, Heft 1. – [2] C. Lanyi, Berechnung der Dampfkesselfeuerungen, Ueberhitzer und Vorwärmer, 2. Aufl., 1911. – [3] Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1911, S. 2169. – [4] C. Herberg, Feuerungstechnik und Dampfkesselbetrieb, Berlin 1913. – [5] Paul Fuchs, Wärmetechnik des Generator- und Dampfkesselbetriebs, Berlin 1913. – [6] J. Brand, Technische Untersuchungsmethoden zur Betriebskontrolle, Berlin 1913. – [7] Zeitschr. f. Dampfkessel und Maschinenbetrieb 1910, S. 89 f. – [8] M. Gensch, Berechnung, Entwurf und Betrieb rationeller Kesselanlagen. – [9] Haier, Feuerungsuntersuchungen des Vereins für Feuerungsbetrieb und Rauchbekämpfung in Hamburg, Berlin 1906. – [10] Zeitschr. d. bayr. Revisionsvereins 1906, S. 123. – [11] Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1906, S. 212. – [12] Ebend. 1911, S. 472.

R. Stückle.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 632-633.
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