Temperaturkoeffizient [2]

[637] Temperaturkoeffizient, photochemischer.

Temperatureinfluß auf photographische Prozesse. Die Geschwindigkeit des Verlaufes photochemischer Prozesse wird durch die Erhöhung der Temperatur beeinflußt. Die bei einer Temperatursteigerung von 10° C eintretende Reaktionserhöhung nennt man den Temperaturkoeffizienten [1]. Die Temperaturkoeffizienten der Wirkung monochromatischer Belichtung auf photographische Platten und Papiere bestimmten M. Padoa und L. Mervini [2] unabhängig von der Farbe (Rot bis Violett) zu 1,05. Werden die Papiere bis zu einer bestimmten direkten Schwärzung belichtet, so zeigt sich deutlich eine Abhängigkeit des Temperaturkoeffizienten von der Farbe, derselbe ist für ultraviolettes Licht 1,19, für blaues 1,07 und nimmt zu mit zunehmender Wellenlänge. – Die Temperaturkoeffizienten der photochemischen Wirkung auf Chlor- und Wasserstoffgemisch im monochromatischen Licht sind nach M. Padoa und C. Butironi [3] für Grün 1,50, für Blau 1,31, für Violett 1,21, für Ultraviolett 1,17, für weißes Licht im Mittel 1,29, auch hier nehmen die Temperaturkoeffizienten zu mit zunehmender Wellenlänge [4], [5]. Der Temperatureinfluß auf photographische Bromsilbergelatineplatten wurde von Dalezki neuerdings untersucht. Er fand in Uebereinstimmung mit den älteren Angaben (Lumiere, Schellen, Abney, Dewai, Padoa, Mervini) als mittleren Wert des Temperaturkoeffizienten = 1,05, und zwar für gewöhnliche Platten und weißes Licht, ebenso wie für Pinachromplatten und gelbes, grünes und blaues Licht [6]. Der Temperaturkoeffizient einer photographischen Schicht bezieht sich auf die photochemische Veränderung während der Belichtung. – Der Einfluß der Temperatur der Entwickler auf die Schnelligkeit der Entwicklung und der Kraft der Negative ist andererseits auch zu berücksichtigen.

Temperatur des Entwicklers und der Entwicklungsgeschwindigkeit. Der Temperaturkoeffizient gibt an, um wieviel die Geschwindigkeit der Entwicklung bei einem Temperaturzuwachs von 10° C gesteigert wird. Der Koeffizient für Entwicklerlösungen schwankt mit der Art der Bromsilbergelatineemulsion und beträgt für Eisenoxalat 1,6–1,9, für Hydrochinon 2,2–2,8, für Paramidophenol 1,5, für Metol 1,3, für Brenzkatechin 2,8.


Literatur: [1] Eder, »Photochemie« 1906, S. 76. – [2] M. Padoa u. L. Mervini, Atti R. Accad. dei Line, Roma [5], Bd. 25/II, S. 168–171. – [3] M. Padoa u. C. Butironi, ebend., S. 215–218. – [637] [4] Chem. Zentralbl. 1917, I, S. 474. – [5] Photogr. Korresp. 1919, S. 181. – [6] Zeitschr. f. wissenschaftl. Photogr. 1919, Bd. 18, S. 233.

J.M. Eder.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 637-638.
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