Wagenwaschgleise

[822] Wagenwaschgleise, d.h. Gleise zur Reinigung und Entseuchung von zur Viehbeförderung benutzten Eisenbahngüterwagen.

Nach trockener Beseitigung der Streu (des Sandes), des Düngers, der Reste von Anbindesträngen u.s.w. werden die Wagen in der Regel erst mit heißem Wasser, dann mit einer entfeuchenden Flüssigkeit (Sodalauge, in Deutschland bei Seuchengefahr Kresolschwefelsäurelösung) ausgewaschen. Das Wagenwaschgleis liegt deshalb erhöht (auf Betonklötzen, Steinwürfeln u. dergl.) über einer wasserdichten Abdeckung des Fußbodens, die aus Beton, Ziegelpflaster u.s.w. hergestellt wird. Die eine Schiene liegt zweckmäßig etwas (z.B. 5 cm) höher als die andre, damit das Wasser aus den schrägstehenden Wagen leicht abläuft. Die Abdeckung hat Gefälle nach einzelnen Punkten, an denen Einfallschächte angeordnet werden. Diese führen zu einer Entwässerungsleitung, die mit Sandfängern ausgerüstet sein muß. Neben den Waschgleisen hat man oft Dunggruben angeordnet zur einstweiligen Aufnahme des vor der nassen Reinigung beseitigten Dunges. Zweckmäßiger wirst man bei größeren Anlagen den Dung unmittelbar aus den zur Viehbeförderung benutzten Wagen, die auf einem besonderen, zur Vorreinigung dienenden Gleise stehen, in die auf einem benachbarten tieferliegenden Gleis stehenden Düngerwagen und schiebt dann erst die vorgereinigten Wagen auf das Wagenwaschgleis (Mannheim). Das heiße Wasser wird auf kleinen Bahnhöfen in der Regel von einer Lokomotive geliefert; bei größeren Anlagen wird es einer besonderen Heißwasserstation entnommen, aus der es durch eine Heißwasserleitung den neben den Waschgleisen in gewissen Abständen verteilten Hydranten zuströmt. Bisweilen (z.B. in Karlsruhe, Mannheim) hat man die Wagenwaschgleise in einem geschlossenen Schuppen angeordnet.


Literatur: [1] Leißner, G., in Eisenbahntechnik der Gegenwart, 1. Aufl., II, 3, S. 869. – [2] Oder, in Handbuch der Ingenieurwissenschaften, V, 4, S. 258. – [3] Richter, Ueber Viehwagenwäschen, Organ u.s.w. 1909, S. 274, 290. – [4] Blum, A., Der neue Verschiebebahnhof in Mannheim, Organ u.s.w. 1909, S. 28.

Cauer.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 822.
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