Ursache von Ebbe und Flut

[210] Im Meer flutet das Wasser, und dann ebbt es wieder. Nun verstehe, daß die gelehrten Leute gesagt haben, daß unter dem Meere wieder eine Erde ist. Und wiederum sagen die gelehrten Leute, daß Gott das Meer geschaffen hat und unter dem Meere wiederum Luft, und unter der Luft ist die Kraft des erhabenen Gottes. Und das Erste von der Erde ist ein Fisch mit Namen Chewa, und auf dem Rücken des Chewa ist ein sehr großer Stein. Der Chewa ist im Meere, und der Stein liegt auf dem Chewa. Und auf dem Steine steht ein sehr großes Rind. Die Gelehrten sagen, daß dieses Rind siebenzigtausend Hörner und vierzigtausend Beine hat. Seine Füße stehen auf dem genannten Stein, und auf seinen Hörnern liegt die Erde, denn die Erde ist auf seinen Hörnern befestigt. Und seine Nase ist in der See, und alle Tage holt es einmal Atem, und die Leute sagen, wenn in der See Flut ist, dann atmet jenes Rind ein,1 und wenn es Ebbe ist, dann atmet das Rind aus. Und Gott weiß es am allerbesten.

1

Da sich der Körper des Rindes beim Einatmen ausdehnt, so muß natürlich das Wasser, in dem es steht, steigen und umgekehrt.

Quelle:
Seidel, A. (Hg.): Geschichten und Lieder der Afrikaner. Berlin: Verein der Bücherfreunde, Schall & Grund, 1896, S. 210.
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