Siebente Geschichte

[5] geschah: Es sagt Rabbi Chije ich bin einmal über Nacht gelegen bei einem Kazew (Metzger) in Zipori oder ein Teil sagt, es war in Ludkia. Da brachte man ihm zu tragen einen güldenen Tisch, da hätten sechzehn Leut dran zu tragen gehabt. Un an dem Tisch hängten sechzehn silberne Ketten un auf dem Tisch stunden viel silberne Schüsseln un silberne Löffel. Alles was zum Tisch gehört, das war aus eitel Silber gemacht. Un auf dem Tisch stunden auch viel gute Speis un gut Aufes (Geflügel). Un wie man den Tisch vor ihn bracht, da hebt er an un lobt, den dessen Name gepriesen sei, un sagt: »Zu Gott is die Erd un was auf der Erden is.« Un wie man den Tisch wieder hinwegtrug, da lobt er, dessen Name gepriesen sei, un sagt: »Die Himmel sind zu Gott, un die Erd hat er zu den Leuten gegeben.« Da hab ich ihn gefrägt: »Woher bist du als so reich, was hast du denn dein Tag für Gutes getan?« Da sagt der Baalhabajis (Hausherr) wider mich: »Ich will dir sagen, ich bin mein Tag ein Kazew gewesen. Un wenn ich ein gutes Beheme (Vieh) gehabt hab, da hab ich gesagt, das will ich halten auf Schabbes, damit ich zum Schabbes ein gut Stück Fleisch hab. Un daher kommt mir mein Mammon, den mir, dessen Name gelobt sei, hat beschert, weil ich den Schabbes so wol geehrt hab.« Da hab ich gesagt: »Gelobt sei Gott, der dir das beschert hat, un sollst weiter sauche (würdig) sein, also reich zu bleiben.«

Quelle:
Allerlei Geschichten. Maasse-Buch, Buch der Sagen und Legenden aus Talmud und Midrasch nebst Volkserzählungen in jüdisch-deutscher Sprache, Nach der Ausgabe des Maasse-Buches, Amsterdam 1723, bearbeitet von Bertha Pappenheim, Frankfurt am Main: J. Kauffmann Verlag, 1929, S. 5-6.
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