Achte Geschichte

[6] geschah an einem Chossid. Der hat einen schönen Baumgarten hinter seinem Haus stehn. Und es ward ihm ein Loch gebrochen in dem Baumgarten. Da gedacht sich der Chossid, er wollte das Loch wieder zumachen. Da gedachte er, es war Schabbeszeit un wie soll ich mechallel Schabbes sein (den Schabbes entweihn), wenn ich das Loch werd zumachen. Und der Chossid gedachte in sich selber un macht das Loch nit zu un wollt den Schabbes nit entweihn. Da geschah ihm ein Neß (Wunder), daß ihm ein Baum wieder vor dem Loch wächst, wo es ward eingebrochen geworden. Un das Loch war wieder derfüllt von dem Baum, der da wächst. Un derselbige Baum ward geheißen Zelof (Kapern). Un der Baum war sehr groß un spreitet sich sehr gewaltig breit aus, daß er dreierlei gute Peraus (Früchte) trägt. Un von den Früchten da speist sich der Chossid mit seinem ganzen Hausgesind. Un das tät ihm als der, dessen Name gelobt sei, weil er den Schabbes gehalten hat un hat das Loch nit wollen zumachen, un hat dem Heiligen, der gepriesen sei, wol vertraut, wenn er schon das Loch nit zumacht, wird der Heilige, dessen Name sei gepriesen, den Garten doch hüten, da tut ihm der Heilige, gelobt sei er, ihn wieder wol behüten.

Quelle:
Allerlei Geschichten. Maasse-Buch, Buch der Sagen und Legenden aus Talmud und Midrasch nebst Volkserzählungen in jüdisch-deutscher Sprache, Nach der Ausgabe des Maasse-Buches, Amsterdam 1723, bearbeitet von Bertha Pappenheim, Frankfurt am Main: J. Kauffmann Verlag, 1929, S. 6.
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