Zweiundzwanzigstes Capitel.
Von der weltlichen Furcht.

[44] Augustinus erzählt, daß die Aegypter, als sie einstens die Isis und den Serapis zu Göttern erheben wollten, auf folgende Weise verfuhren. Zuerst gaben sie ein Gesetz, daß derjenige, welcher sie Menschen nennen würde oder der von ihrer Abkunft spräche, des Todes sterben sollte; sie stellten aber zwei Bildsäulen derselben auf. Zweitens aber, damit das genannte Gesetz Niemandem verborgen bleiben könnte, so stellten sie in jedem Tempel,[44] wo ihre Bilder verehrt wurden, neben denselben ein kleines Götzenbild in menschlicher Gestalt auf, welches den Finger auf den Mund gelegt hielt, um auf diese Weise denen, welche jene Tempel beträten, ein Zeichen des Stillschweigens zu machen, damit auf diese Weise die Wahrheit von Allen verschwiegen würde.

Quelle:
Gesta Romanorum, das älteste Mährchen- und Legendenbuch des christlichen Mittelalters. 3. Auflage, Unveränderter Neudruck Leipzig: Löffler, Alicke 1905, S. 44-45.
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