Siebenunddreißigstes Capitel.
Von der Erhebung des Geistes gen Himmel.

[61] Plinius erzählt, daß ein Adler, dessen Jungen eine Schlange nachstellt, welche den Namen Parnas führt, hoch auf in die Lüfte steigt und dort sein Nest baut. Wenn aber die Schlange sieht, daß sie sich der großen Höhe wegen demselben nicht nähern kann, zieht sie den Wind an sich und läßt ihr Gift fahren, auf daß die mit dem Gifte geschwängerte Luft zu den Jungen getragen, dieselbe tödten möge. Aber jener Adler wendet durch einen gewissen Naturtrieb eine bewunderungswürdige Vorsicht an. Er nimmt nehmlich den Stein mit sich, den man Achat nennt, und legt ihn in denjenigen Theil des Nestes, welcher dem Winde entgegengesetzt ist, und dieser Stein nun vertreibt durch seine Kraft das Gift, auf daß es nicht zu den Jungen dringen und also werden die Jungen erhalten, daß sie nicht getödtet werden können.

Quelle:
Gesta Romanorum, das älteste Mährchen- und Legendenbuch des christlichen Mittelalters. 3. Auflage, Unveränderter Neudruck Leipzig: Löffler, Alicke 1905, S. 61.
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