Vierundzwanzigste Erzählung.
† (91).
Von einer Säule, die zu Jerusalem war.

[213] Man liest in der meisterlichen Historia, die da heißet Scholastika, daß zu Jerusalem eine Säule stand, die war von Glockenspeise gegossen, auf selbiger Säule war unseres Herrn Bild, und an desselbigen Bildes Gewand war unten nach jüdischer Sitte ein Saum, und tief unten bei der Säule wuchs ein Kraut, das so lang und so hoch war, daß es das Bild beinahe berührte, und das war gar bitter. Wer aber das Bild berührte, auch nur unten am Saume, und siech war, was für ein Siechthum oder Gebreste er hatte, der gesundete im Augenblick.

Quelle:
Gesta Romanorum, das älteste Mährchen- und Legendenbuch des christlichen Mittelalters. 3. Auflage, Unveränderter Neudruck Leipzig: Löffler, Alicke 1905, S. 213.
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