CXXXVIII.

[267] Abunaßr Thelebi erzählet: Ein Geizhals aus Kufa [Rand: Dschami. 1042.] habe gehört, daß es in Bassora noch einen größeren Geizhals gäbe, bey dem er in die Schule gehen könnte. Er begab sich dahin, und führte sich selbst auf als einen Anfänger in der Kunst geizig zu seyn, der von einem so großen Meister lernen wolle. Willkommen! sprach der Geizhals von Bassora, wir wollen sogleich auf den Markt gehen, um einzukaufen. Sie giengen zum Bäcker: Hast du gutes Brod? – Zu dienen, meine Herren, frisch und weich wie Butter. Du siehst, sprach der Mann aus Bassora, zu dem aus Kufa,[267] daß Butter besser ist als Brod, das damit verglichen wird, und wir werden besser thun, uns mit Butter zu behelfen. Sie giengen zum Greisler und fragten, ob er gute Butter habe? – Zu dienen; Butter, frisch und schmackhaft, wie das köstlichste Olivenöl. – Du hörst, sprach der Wirth zum Gaste, die beste Butter wird dem Oel verglichen, das um vieles vorzüglicher seyn muß. – Nun giengen sie zum Oelverkäufer: Hast du gutes Oel? – Vom besten, klar und hell wie Wasser. – Ey! ey! sagte der Geizhals von Bassora, zu dem von Kufa, so ist also Wasser die beste Kost. Ich habe zu Haus eine ganze Kufe voll, wovon ich dich herrlich bewirthen will. Und wirklich setzte er seinem Gaste nichts als Wasser auf, weil es besser als Oel, wie Oel besser als Butter, wie Butter besser als Brod sey. – Gottlob, sagte der Geizhals aus Kufa, ich habe meine Reise nicht umsonst gemacht, sondern etwas Tüchtiges gelernet.

Quelle:
Hammer-Purgstall, Joseph Freiherr von: Rosenöl. Stuttgart/Tübingen: Cotta, 1813, S. 267-268.
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