CLIV.

[284] [Rand: Dschami. 970.] Nuschirwan fand auf einer Jagdparthie einen Greis, der einen Nußbaum pflanzte. Alter, redete[284] er ihn an, denkst du, daß dieser Baum dir noch Früchte geben soll? Früchte soll er geben, antwortete der Alte, das denk' ich, wenn nicht mir, doch meinen Enkeln. Andere pflanzten, und ich genoß, nun will ich pflanzen, daß andere genießen mögen. Sih! rief Nuschirwan. Nun ist zu wissen, daß, so oft Nuschirwan das Wörtchen Sih! ausrief, der Schatzmeister viertausend Dirhem auszahlen mußte. Sih! war eine Anweisung von viertausend Dirhem, die auf der Stelle flüßig gemacht wurden, und der Pflanzer erhielt dieselben zur Belohnung seiner treffenden Antwort. Herr! fuhr er fort, es ist wahrlich keine geringe Seltenheit um den Baum, der so schnell Früchte tragt, als mir dieser getragen. Sih! rief Nuschirwan, und andere viertausend Dirhem folgten den ersten. – Nur deine Huld, o großer König, sprach der Alte, vermag ein Wunder, wie dieses, hervorzubringen, daß derselbe Baum in so kurzer Zeit zweymal Früchte giebt. Diese Antwort entlockte dem König ein drittes verwunderungsvolles Sih! und dem Beutel des Schatzmeisters viertausend andere blanke Dirhem. Schwerlich ward eine treffende Antwort je besser belohnt.

Quelle:
Hammer-Purgstall, Joseph Freiherr von: Rosenöl. Stuttgart/Tübingen: Cotta, 1813, S. 284-285.
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