c) Die Zerstörung Sodoms.

[315] 1. Seitdem Gott das Feuer auf die Erde herabfallen ließ, um Sodom und Gomorrha zu verbrennen, haben viele Gegenstände der Erde, wie Schwefel, Quarzstein, Stahl usw., die Eigenschaft, Feuer von sich zu geben.


  • Literatur: Sage der Kleinrussen in Österreich-Ungarn. Zeitschr. f. österr. Volksk. VII, 19.

[315] 2. Es war einst eine Stadt, in der die Menschen so schlecht geworden waren, daß Gott Vater beschloß, sie durch eine Sündflut zu bestrafen. Er schickte ihnen einen Propheten, der in den Straßen zu predigen begann, um sie zu zwingen, Buße zu tun. Aber sie waren so schlecht geworden, daß sie ihn nicht einmal anhören wollten.

In dieser Stadt lebte ein Priester, der eine Frau und drei Töchter hatte, und das waren die einzigen Gerechten in der ganzen Stadt.

Der Prophet begab sich also zu diesem Priester und sagte ihm, er solle so schnell wie möglich die Stadt verlassen, denn Gott wollte eine Sündflut schicken; aber er empfahl ihnen, wenn sie sich retten wollten, sich nicht umzudrehen, um zu sehen, was hinten vorging. Der Priester gehorchte dem Propheten und ergriff mit seiner Frau und seinen Töchtern die Flucht. Wie sie sich retteten, sprach die eine Tochter zu ihren Schwestern: »Kommt, Schwestern, wir wollen uns einmal umdrehen und sehen, was aus der Stadt geworden ist.« Sie drehten sich um, dann begannen sie von neuem zu laufen, und der Vater fragte sie: »Was habt ihr gesehen, als ihr euch umwandtet?«

»Vater, wir haben nur die Moschee über die Stadt emporragen sehen, alles übrige war in Wasser getaucht.«

Da sprach der Vater zu ihnen: »Da ihr euch umgedreht und dem Propheten nicht gehorcht habt, so verfluche ich euch, und ewig wird man sich dieses Fluches erinnern; eine von euch soll ein Bär werden, die andere ein Affe und die dritte eine Nachtigall.« Und so geschah es.

Darum gleichen diese Tiere dem Menschen, weil sie menschlichen Ursprunges sind, und sie sind es geblieben, um die Welt in Erstaunen zu setzen.


  • Literatur: Schischmanoff, Nr. 16 = Strauß, Die Bulgaren S. 66.
Quelle:
Dähnhardt, Oskar: Natursagen. Eine Samlung naturdeutender Sagen, Märchen, Fabeln und Legenden, 4 Bände, Leipzig/Berlin, 1907-1912, S. 315-316.
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