2. Ismael.

Ursprung des Reises und der Landseen.

[316] Schah Ismael (der Sohn Abrahams?) hat einst die ganze Welt erobert. Dann belagerte er das Weltmeer. Sein Heer war so zahlreich, daß er befehlen konnte, ein jeder solle täglich einen Eimer Wasser aus dem Meere holen und über den Berg ausgießen. Da nahm das Meer zusehends ab, die Meermenschen aber gingen zu ihrem Könige und klagten ihm die Gefahr und Not. [Er leitet Unterhandlungen mit Ismael ein, und dieser fordert als Tribut 100 Galwar = 120000 Pfund von der Speise, die der Meerkönig ißt. Da aber des Königs Vorrat viel geringer ist, als Ismael angenommen hat, so wird die Forderung ermäßigt. Er begnügt sich mit 25 Galwar, die er dann auch erhält.] »Und das war nun der Reis (Scheltik), der nur im Wasser gedeiht und vorher nicht auf der Erde war. Von dem Ausschöpfen des Weltmeeres durch die Krieger des Schah Ismael sind die vielen Landseen auf der Erde entstanden.«


  • Literatur: v. Haxthausen, Transkaukasia I, 331 f., mit der Anmerkung: Dies Märchen soll ursprünglich ein tatarisches Märchen sein, ist aber auch in Armenien sehr verbreitet.
Quelle:
Dähnhardt, Oskar: Natursagen. Eine Samlung naturdeutender Sagen, Märchen, Fabeln und Legenden, 4 Bände, Leipzig/Berlin, 1907-1912, S. 316.
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