5. Josua.

[319] a) In Schwaben geht die Sage, daß Josua und Kaleb, als sie in das gelobte Land zogen, den Stab des Aaron mitnahmen und auf demselben die große Weintraube aus Kanaan trugen. Nachdem sie diese abgeladen hatten, steckten sie den Stab in die Erde, und wo er gesteckt war, wuchs das Arum (Arum maculatum, Pfaffenbinde), welches bis jetzt als Abbild des Früchtesegens gilt, von welchem Josua und Kaleb erzählten.


  • Literatur: Perger, Pflanzensagen, S. 185 (Menzel, Symbol. I, 3).

b) Die jüdische Volksphantasie sieht im Monde einen Gesichtsausdruck. In meiner Kindheit wurde mir gesagt, daß man nicht zu tief in den Mond sehen dürfe, weil man darin die Physiognomie des Feldherrn Josua wahrnehme ... Was haben mit den dunklen Mondflecken Josuas Gesichtszüge zu schaffen? Ein Talmud-Weiser gibt seiner Meinung über den Unterschied zwischen der Bedeutung Mosis und Josuas Ausdruck, indem er die Altesten Israels sagen läßt: »Das Angesicht Mosis gleicht dem der Sonne und das Josuas dem des Mondes.« Diese Bildersprache haben Unwissende buchstäblich genommen. Über Moses in der Sonne schweigt die Geschichte, weil die Sonnenstrahlen kein längeres Anblicken gestatten. Der mißverstandene Auspruch befindet sich im Traktat Baba Bathra Folio 75.


  • Literatur: L. Mandl im Urquell IV, 122.
Quelle:
Dähnhardt, Oskar: Natursagen. Eine Samlung naturdeutender Sagen, Märchen, Fabeln und Legenden, 4 Bände, Leipzig/Berlin, 1907-1912, S. 319.
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