I. Judas' Kindheit.

[235] Nach Fr. Müller, siebenbürg. Sagen, 2. Aufl., S. 219 erzählt man in Schäßburg über Judas' Kindheit folgendes:


Judas zeigte schon in seiner Kindheit, daß er einst große Schlechtigkeiten verüben werde. So verwandelte er sich einst in den Armen seiner Mutter in eine Schlange und biß sie, sich hinabbeugend, in den Fuß in der Nähe der Ferse. Davon haben die Menschen vor der Ferse alle eine Vertiefung.


  • [235] Literatur: Vgl. dazu das arab. Kindheitsevangelium cap. 35 (Thilo p. 109), wo es heißt,

daß Judas als Kind vom Teufel besessen gewesen sei und jeden, der ihm in den Weg kam, angefallen und gebissen habe. Seine Mutter brachte ihn zum Jesuskinde, damit dessen Wunderkraft ihn heile. Jesus spielte gerade vor seinem Hause; Judas stürzte sofort auf ihn zu und biß ihn in die Seite. In demselben Augenblick wich der böse Geist in Gestalt eines tollen Hundes von ihm, Christus aber wurde später, als er am Kreuze hing, an eben jener Stelle von der Lanze getroffen.


Dazu noch Hammer, Rosenöl, S. 79:


Als säugendes Kind biß Walid der Mutter die Brustwarze ab, als Knabe mißhandelte er seine Gespielen mit Schlägen und Stößen. Im zwanzigsten Jahre verlor er seinen Vater und brachte sogleich die Erbschaft durch.

Fußnoten

1 Über Judassagen s. de Vooys, Tijdschr. v. Ned. Taal-en Letterk. 20, 155 f. u. Creizenach, Judas Ischarioth.


Quelle:
Dähnhardt, Oskar: Natursagen. Eine Samlung naturdeutender Sagen, Märchen, Fabeln und Legenden, 4 Bände, Leipzig/Berlin, 1907-1912, S. 236.
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