I. Die Austreibung der Teufel.

[81] Matth. 8, 28 ff. berichtet:


Und er kam jenseit des Meeres, in die Gegend der Gergesener. Da liefen ihm entgegen zween Besessene ... Es war aber ferne von ihnen eine große Herde Säue an der Weide. Da baten ihn die Teufel und sprachen: »Willst du uns austreiben, so erlaube uns in die Herde Säue zu fahren.« Und er sprach: »Fahret hin!« Da fuhren sie aus und fuhren in die Herde Säue. Und siehe, die ganze Herde Säue stürzte sich mit einem Sturm ins Meer und ersoffen im Wasser.


Diesen Bericht stattet das Volk mit naturdeutendem Schmuck aus.


1. Aus Finnland.


Eine finnische Sage, die ich einer freundlichen Mitteilung des Herrn Professor Kaarle Krohn verdanke, lautet:


Als Jesus im Lande Gergesen wandelte und die zwei vom Teufel besessenen Männer ihm entgegenliefen, die aus den Gräbern kamen, baten sie ihn, als sie ihn[81] sahen, daß sie in eine Herde Schweine fahren dürften, die in der Nähe waren. Und Jesus erlaubte es ihnen. Da fuhren die Teufel in die Schweineherde, und die ganze Herde stürzte sich von einem steilen Felsen ins Meer. Dabei wurden die Rüssel der Schweine kürzer, als zuvor, und alle Schweine, die einen kurzen Rüssel haben, stammen von jenen ab, die damals ins Meer stürzten.


  • Literatur: (Aus Rantasaemi.)

2. Aus Dänemark.


Bei E.T. Kristensen, Sagn fra Jylland S. 339, Nr. 436 heißt es:


Auf der inneren Seite der Vorderbeine der Schweine sind einige kleine Narben, die man die Zähne des Teufels nennt. Denn es wird erzählt, daß es die Spuren von den Bissen des Teufels sind, als er in die Schweine fuhr, wie in der Bibel berichtet wird.


Anders bei J. Kamp, Danske Folkeminder 225, Nr. 265:


Einst trieb Christus einen Teufel aus einem Menschen aus. Der Teufel mußte aber irgendwo wohnen, fuhr in ein Schwein einer nahen Herde. Darum essen die Juden keinen Speck.

Quelle:
Dähnhardt, Oskar: Natursagen. Eine Samlung naturdeutender Sagen, Märchen, Fabeln und Legenden, 4 Bände, Leipzig/Berlin, 1907-1912, S. 81-82.
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