B. Beschädigung.

[56] 4. Telengitische Sage.


Das Backenhörnchen ist darum gestreift, weil (Gott) Kudaj es gepeitscht hat.


  • Literatur: Potanin, Očerki 4, 181 b.

5. Altaische Sage.


Das Backenhörnchen hatte Gott eine Kuh gestohlen, dafür verfolgte es ein von Gott Ausgesandter und schlug es mit einer Peitsche, wovon sich auf dem Rücken[56] die Spuren erhalten haben. Die Verfolgungen am Himmel dauern noch bis heute; der Blitz schlägt besonders in den Baum, unter dem sich das Backenhörnchen versteckt hat.


  • Literatur: Potanin, Očerki 4, 181 g.

6. Indianersagen.


a) Ein weibliches kannibalisches Ungeheuer erblickte eine kleine Rothaut, den Sohn eines tapferen, guten Häuptlings, am Abhang eines Bergwassers nicht weit vom Wigwam seiner Eltern. Mit Zauberworten, einem Körbchen voll Beeren und Blumen lockte die Hexe das Kind in den Bereich ihrer schrecklichen Krallen; als sie es ergriff, sahen die Eltern ihres Lieblings Gefahr, zu spät, um es zu retten; nur eine letzte schwache Hoffnung blieb ihnen, sie fielen auf die Knie, beteten und flehten den Großen Geist an, seine Macht zu gebrauchen und das Kind zu retten, es ihnen wiederzugeben oder es zu verwandeln, um es vor der Hexe zu retten. Ihr Gebet wurde erhört, und der Knabe entschlüpfte als kleines Eichhörnchen geschickt dem Griff der Alten, wenn auch nicht ganz unverletzt: die Spuren ihrer vier Klauen sind noch heute auf seinem Rücken zu sehen. Darum töten auch Indianerknaben selten Eichhörnchen, und die Medizinmänner tragen seine Haut als Zaubermittel.


  • Literatur: Hardwicke's Science Gossip 1866, p. 3.

b) Als einst das Stachelschwein zum Herrscher über die Tiere der Erde ernannt worden war, rief es alle zusammen und fragte sie: »Sollen wir die ganze Zeit Tag mit Sonnenschein oder Nacht mit Dunkelheit haben?«

Da dies unstreitig eine Frage von der höchsten Bedeutung war und jedes Tier seine besondere Ansicht hatte, so dauerte es natürlich lange, bis sie sich einigen konnten.

Das Backenhörnchen wollte abwechselnd Tag und Nacht haben und sang beständig: »Das Licht kommt: es muß hell sein!« Der Bär aber brummte dazwischen: »Die Nacht ist am besten, ich will Dunkelheit haben.«

Auf den Gesang des Backenhörnchens aber brach wirklich der Tag an, und da die Nachtpartei also besiegt worden war, so beschloß sie, sich an dem Eichhörnchen zu rächen, und der Bär machte sich augenblicklich zu seiner Verfolgung auf. Allein es schlüpfte schnell in eine enge Baumhöhle, wohin ihm der Bär nicht nachkriechen konnte. Er hatte ihm aber doch mit seiner schwarzen Tatze einen Schlag auf den Rücken versetzt, und von diesem Schlage rühren die schwarzen Streifen auf dem Rücken des Backenhörnchens her. Seit jener Zeit haben Tag und Nacht miteinander regelmäßig abgewechselt.


  • Literatur: Karl Knortz, Nokomis. Märchen u. Sagen der nordamerikan. Indianer, 1887, S. 88. Im wesentlichen gleich: Chamberlain, Journal of Am. Folklore 9, 49 (Sage d. Iroquois).

c) Es heißt, daß der Ochsenfrosch stets den großen Spieler Uñtsai'yĭ (d.i. Messing) verspottete, bis dieser ärgerlich wurde und ihn aufforderte, mit ihm das gatayû' stĭ (Rad- und Stock-Spiel) zu spielen. Wer verlöre, der solle auf die Stirne geritzt werden. Messing gewann, wie gewöhnlich, und die gelben Streifen auf des Ochsenfrosches Kopf zeigen, wo des Spielers Finger ihn geritzt haben.


  • Literatur: Mooney, Myths of the Cherokee S. 310. (Vgl. Variante S. 63.)

7. Aus Annam.


Ein annamites Märchen von den Streichen des Hasen, der darin die Rolle unseres Fuchses spielt und alle, Tiere und Menschen, überlistet, erzählt, wie er einst[57] mit dem Tiger aufs Feld zog, um Gras zu schneiden. Er war böse auf den Tiger, weil er ihn geschlagen hatte, und beschloß, ihm einen Streich zu spielen. Er sagte dem Tiger, er solle sich auf den Kücken legen und alle Viere von sich strecken. Er wäre dann eine Art Wagen, auf den er das Gras laden und nach Hause ziehen wollte. Als das Gras aufgeladen war, zündete der Hase es an, und so sind die Streifen auf des Tigers Fell entstanden.


  • Literatur: Nach Landes, Contes Annamites S. 115.

8. Verwandte Negersage aus Nordamerika.


Der Hase ist vom Hund verfolgt worden und verbirgt sich atemlos am Wasser. Der Alligator fragt, was los sei, und rühmt sich, noch nie in Not geraten zu sein. Der Hase erwidert, sie werde schon einmal kommen. Der Alligator spottet: »Dann sag' ich ihr guten Tag und frage sie, wie es ihr geht.« Er schläft ein. Der Hase holt Feuer und zündet Gras um ihn herum an. Der Alligator wacht auf und ruft: »Not! Not! Not!« Der Hase verlacht ihn, der Alligator läuft durch das Feuer ins Wasser. Davon ist seine Hand so eingeschrumpft, wie sie noch jetzt ist.


  • Literatur: Harris, Nights with Uncle Remus Nr. XXVI.
Quelle:
Dähnhardt, Oskar: Natursagen. Eine Samlung naturdeutender Sagen, Märchen, Fabeln und Legenden, 4 Bände, Leipzig/Berlin, 1907-1912, S. 56-58.
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