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Die Auswanderung der Chickasaws

[257] Als einst die Chickasaws auswanderten, gab ihnen der Große Geist einen kräftigen Hund zur Bewachung und eine lange Stange, um ihnen den Weg zu zeigen. Der Medizinhund verriet jedesmal durch sein Bellen die Nachbarschaft der Feinde, so daß sie sich gehörig vorbereiten konnten, und die Stange wurden jeden Abend in die Erde gesteckt, und am Morgen neigte sie sich jedesmal nach der Richtung, die sie einschlagen sollten.[257]

So kamen sie über den Mississippi an den Alabama River, wo die Stange mehrere Tage aufrecht stehen blieb und dann südwärts zeigte. Bald aber blieb sie ganz stehen, und die Chickasaws erkannten darin den Fingerzeig des Großen Geistes, der ihnen eine gute Wohnstelle ausgesucht hatte. Die betreffende Gegend heißt darum heute noch »die alten Felder der Chickasaws«.

Der große Hund war am Ufer des Mississippi verlorengegangen, und abergläubische Rothäute glauben ihn mitunter noch heute bellen zu hören.

Quelle:
Knortz, Karl: Märchen und Sagen der Indianer Nordamerikas. München: Verlag Lothar Borowsky, 1979, S. 257-258.
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