19. Die Erzählung von Mariñamko.[64] 1

Er war ein recht böser Mensch. Einmal kam ein alter Mann zu ihm und sagte: »Ich komme, Vater Mariñamko; ich liebe ein junges Weib.«

»Welches Weib?« fragte Mariñamko. »Diese da,« antwortete der Alte.

Da sprach Mariñamko wiederum: »Das Weib soll kommen,« so liess er ihr sagen. Das Weib machte sich auf und kam an. Da sprach Mariñamko mit ihr: »Da, dieser Alte will dich heiraten. Wenn du nicht willst, werde ich dir den Kopf abschneiden,« sagte er zu dem jungen Weibe. »Lange wird der Alte ja doch nicht mehr leben.« –

Ein ander Mal kam eine Alte deren Mann gestorben war, »Da bin ich also, Vater Mariñamko,« sagte sie zu ihm. »Gut,« antwortete er; »was willst du denn, Mütterchen?« »Ich komme, weil mein Mann gestorben ist. Mein Vieh geht allein [ohne Hirten], sagte die Alte. Deshalb will ich einen jungen Mann um mich mit ihm zu verheiraten.«

Da wurde ein Bote zu dem jungen Mann geschickt. Der[64] machte sich auf und kam bei Mariñamko an. Als er ankam sagte man zu ihm: »Diese Alte will sich mit dir verheiraten. Du wirst sie zur Frau nehmen. Lange wird ja das Leben der armen Alten nicht mehr dauern.«

»Ich will nicht,« sagte der junge Mann.

»Wenn du diese Alte nicht zur Frau nimmst, so schlag' ich dich tot,« sagte Mariñamko.

Da nahm er die Alte zur Frau.

Ach, so ein gar böses Herz hatte Mariñamko.

Quelle:
Lenz, Rudolf: Aurakanische Märchen und Erzählungen. Valparaiso: Universo de Guillermo Helfmann, 1896, S. 64-65.
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