[300] 111. Wie die Schildkröte den Jaguar tötete

[300] Es war einmal ein großes Trinkgelage. Dort waren Aguaratunpa, die Schildkröte und das Kugelgürteltier. Der kleine Sohn der Schildkröte weinte. Als man ihn fragte, warum er weine, sagte er, er wolle die Krallen des Jaguars haben, um damit zu spielen. Die Frau der Schildkröte sagte zu ihrem Manne, er solle die Krallen des Jaguars holen, damit der Kleine damit spielen könne.

Die Schildkröte machte sich auf den Weg und kam zu einem Stamm Samuo mit großen, scharfen Dornen. Dort blieb sie stehen und wartete auf den Jaguar. In der Entfernung hörte sie sein Brüllen. Der Jaguar kam, immer brüllend, näher und fand die Schildkröte am Fuße des Baumes.

»Was tust du hier?« sagte der Jaguar.

»Ich spiele,« sagte die Schildkröte.

»Wie geht das zu?« sagte der Jaguar.

»Ich klettere auf den Samuo hinauf, und dann rolle ich herunter,« sagte die Schildkröte.

»Laß mich sehen!« sagte der Jaguar, der Lust hatte, die Schildkröte aufzufressen.

Diese kletterte am Stamme bis zum Gipfel hinauf und rollte herab, ohne sich zu beschädigen. Dies machte dem Jaguar Spaß, und die Schildkröte mußte wieder hinaufklettern. Wieder rollte sie herunter, ohne sich zu beschädigen. Der Jaguar wollte es auch versuchen. Er kletterte hinauf und rollte herunter, riß sich aber an den Dornen alle seine Eingeweide auf und starb.

Quelle:
Koch-Grünberg, Theodor (Hg.): Indianermärchen aus Südamerika. Jena: Eugen Diederichs, 1927, S. 300-301.
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