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[281] Eines Tages ging Mulla Nasreddin mit einem Korb in einen fremden Garten und fing an zu stehlen. Es dauerte nicht lange, da kam der Gärtner mit einem Stecken in der Hand, stellte den Mulla und schrie ihn an:

»Wer bist du und wie kommst du in unsern Garten?«[281]

Nasreddin war von dem plötzlichen Erscheinen des Gärtners so verblüfft, daß er nicht gleich eine Antwort fand, aber schließlich stammelte er:

»Ja, ich ging so meines Wegs, da kam plötzlich ein starker Wind, der mich armen Kerl hier in diesen Garten hereingeworfen hat.«

»Gut«, sagte der Gärtner, »aber warum hast du denn das Gemüse da ausgerissen?«

»Sei nicht bös, lieber Gärtner, denk doch nach: wie kann ich mich gegen einen solchen Wind stemmen, wenn ich mich nicht irgendwo anhalte. Dabei habe ich das Gemüse wohl ausgerissen.«

»Gut, es soll so gewesen sein; aber wie kommt das Gemüse in deinen Korb?«

»Darüber hab' ich selber nachgedacht, als du kamst; du hast mich bloß gestört und den eigentlichen Grund dafür hab' ich noch nicht herausgebracht.«

Quelle:
Dirr, A.: Kaukasische Maerchen.Jena: Eugen Diederich, 1922, S. 281-282.
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