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[283] Eines Abends war Mulla Nasreddin sehr hungrig, aber es fand sich im Hause nichts, außer einem Stück trockenen Brotes.

»Frau«, sagte er, »bring' mir ein bischen Käse. Das ist ein sehr gutes und nützliches Essen; es gibt Kraft und Energie.«[283]

»Schade nur, daß wir auch nicht das kleinste Stückchen zu Hause haben«, antwortete die Frau.

»So, das ist gut; mit dem Käse ist sowieso nichts los; er verdirbt einem den Magen, lockert die Zähne und schmeckt nach nichts.«

»Ja, was soll ich jetzt eigentlich glauben«, frug die Frau, »deinen ersten oder deinen zweiten Worten?«

»Schrei nicht! Das ist doch ganz klar und ganz einfach. Wenn du Käse hast, glaub' dem, was ich zuerst gesagt habe; hast du keinen, dem, was ich danach gesagt habe.«

Quelle:
Dirr, A.: Kaukasische Maerchen.Jena: Eugen Diederich, 1922, S. 283-284.
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