Sehnsucht.[249] 141

Ach die Saite ist zerrissen und die Laute tönt nicht mehr

Hell wie einst zu der Guitarre. Einsam weilt der wilde Schwan,

Der Geliebten, ach, entrissen, die er nicht vergessen kann.

Höre ich das Heimchen zirpen, muss ich weinen und mein Herz

Füllt sich stets mit heissem Sehnen. Und als wie ein Perlenbach

Strömen Thränen aus den Augen, häng' ich meiner Sehnsucht nach.

Immer, immer muss ich denken, wie so fern sie von mir ist,

Sie, die sonst so gern hier weilte. Trauer schwellt die wunde Brust,

Denk' ich jener schönen Tage, wo ich sie umfing voll Lust.[249]

Oft umklammert mein Gedanke sehnsuchtsvoll dein holdes Bild.

Ach, dann rinnt die stille Thräne, und ein namenloser Schmerz,

Seh' ich dich in meinen Träumen, quält mein kummervolles Herz.

Quelle:
Seidel, A. (Hg.): Anthologie aus der asiatischen Volkslitteratur. Weimar: Verlag von Emil Felber, 1898, S. 249-250.
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