Sprichwörter und Sentenzen.

[199] 1. Der Mensch, der in seinem Leben nicht arbeitet, ist gleich dem, der in einer dunklen Nacht wandert. –

2. Der ist ein thörichter Mensch, der es für eine Schande hält, zu lernen. –

3. In glücklicher Zeit ist man mit jederman Freund; wenn die Reichtümer dahin sind, wird man Feind mit allen. –

4. Obwohl du morgen sterben kannst, lerne die Weisheit, –

5. Die Wohlthaten der Eltern sind ebenso unbegrenzt, wie die Ausdehnung des Himmels. –

6. Um sich selbst zu sehen, ist ein Spiegel nötig. –

7. Derjenige, welcher zufriedenen Sinnes ist, steht höher als derjenige, der viele Reichtümer besitzt. –

8. Die Geistesfestigkeit eines Menschen zeigt sich durch die Echtheit seiner Worte. –

9. Ein zu langes Kleid behindert die Füsse, eine zu lange Rede verwirrt den Kopf. –

10. Zerschlage dir lieber die Knochen, als dass du deinen guten Ruf schädigst. –[199]

11. Wenn du nicht den Jaspis behaust, wird er keine Vase werden. –

12. Der Mund einer Frau ist ein Nest schlechter Worte. –

13. Man darf nicht nachlässig sein, selbst in den kleinsten Dingen. –

14. Wenn du dich dem Feuer näherst, wirst du verbrennen; wenn du dich davon entfernst, wirst du nicht warm werden. –

15. Man darf weder seinem Vater noch seinem Könige widersprechen. –

16. Wenn man Wein trinkt, wird man schwatzhaft. –

17. O! junge Leute, spottet nicht der Alten mit weissen Haaren. –

18. Jedes geschaffene Ding ist dem Gesetz der Zerstörung unterworfen. –

19. Aus einem zerbrochenen Topf wird die Milch herausfliessen. –

20. Um die Glocke zu läuten, verstopft er sich die Ohren. –

21. Wenn ein einziges Haus friedlich ist, breitet sich der Friede unter dem Volke aus. –

22. Ohne den Fluss gesehen zu haben, hat er sich der Stiefel entledigt. –

23. Zwei Ochsenköpfe können nicht in einem Kochtopf Platz finden. –

24. Man kann Sklaven kaufen, aber keine Brüder. –

25. Mit der Wahrheit kannst du den Staat ebenso gut regieren, wie mit einem Ochsenwagen einen Hasen erreichen. –

26. Du wirst dir die Zunge abschneiden, wenn du mit derselben den klebrigen Honig von der Messerspitze leckst. –

27. Er ergreift die Schlangen mit den Händen anderer. –

28. Wenn man Honig gegessen hat, leckt man sich die Finger. –[200]

29. Unterwirf dich nicht den Worten der Sklaven und Frauen. –

30. Er bereitet eine eiserne Wiege für den Sohn, der noch nicht geboren ist. –

31. Eichte dich nach meinen Worten, aber nicht nach meinen Thaten. –

32. Hochmütige Worte überwindet man nicht leicht. –

33. Wenn das Wasser zu klar ist, fängt man keine Fische; wenn der Mensch zu anspruchsvoll ist, hat er keine Freunde. –

34. Der Weise ist derjenige, der begierig ist zu lernen und nicht errötet, sich bei Untergebenen zu erkundigen. –122

Quelle:
Seidel, A. (Hg.): Anthologie aus der asiatischen Volkslitteratur. Weimar: Verlag von Emil Felber, 1898, S. 199-201.
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