Sprichwörter aus Behar.

[315] 1. Sie kennt die Neun, aber nicht die Sechs (stellt sich unwissend).

2. Er sammelte eine Kaurimuschel nach der andern, und als er für eine Rupie zusammen hatte, stahl sie ihm ein Dieb.

3. Wenn das Lendentuch brennt, kann man nicht schweigen.

4. Die Obstbäume sind noch nicht gepflanzt, aber die Holzwürmer haben sich schon im Garten niedergelassen.

5. Gott hat die Weisheit aus 31/2 Teilen gemacht; davon ist nur 1/2 in die Welt gekommen, der Rest aber bei ihm verblieben.

6. Ein Diener für einen Diener ist wie eine Säulenhalle für eine Hütte.

7. Der Ehrgeizige stirbt für den Ruhm, der Schlemmer für den Bauch.

8. Das Junge eines Kuckucks bleibt immer ein Kuckuck.

9. Er spielt die Flöte vor dem Büffel, aber der Büffel liegt und käut wieder.

10. Für einen Blinden sind Tag und Nacht gleich.[315]

11. Sein Anzug besteht nur aus Lumpen, aber auf den Boden legt er einen teuren Teppich.

12. Die junge Krähe ist klüger als ihre Mutter.

13. Erst gestern geboren und heute schon ein Riese.

14. Was für die Kinder ein Spiel ist, ist für die Vögel der Tod. (Des einen Freud ist des andern Leid.)

15. Ein neuer Wäscher gebraucht Seife sogar für Lumpen. (Neue Besen kehren gut.)

16. Kann ein alter Papagei zahm werden?

17. Wer nicht tanzen kann, tadelt den Fussboden. (Abad workman quarrels with his tools.)

18. Kann ein totes Pferd Gras fressen?

19. Wie die Gottheit, so die Anbetung, oder: wie das Thier, so das Gras (wie der Herr, so der Knecht).

20. Kleine Dinge sind gut für kleine Menschen.

21. Ein Kümmelkorn im Maule eines Kamels (ein Tropfen im Meer).

22. Wer sich an heisser Milch verbrannt hat, trinkt (kalte) Buttermilch und bläst sogar erst hinein. (Ein gebranntes Kind fürchtet das Feuer.) (Chat échaudé craint l'eau froide.)

23. Wenn der Bauch voll ist, ist der Kopf schwer.

24. Eine wächserne Nase dreht sich, wohin man sie biegt. (Eine Wetterfahne).

25. Wer an Schläge gewöhnt ist, wird nie auf Gründe hören.

26. Singe das Lob dessen, der dir zu essen gibt. (Wess Brot ich esse, dess Lied ich singe.)

27. Beim Kampf zwischen dem Tiger und dem Büffel leidet das Gras. (Quidquid delirant reges, plectuntur Achivi.)

28. Ein Muselmann, ein Papagei und ein Hase sind niemals dankbar.

29. Versteht ein Weber Gerste zu schneiden? (Schuster, bleib bei deinem Leisten.)

30. Wer Almosen gibt von dem, was er selbst als Almosen empfing, der erobert die drei Welten.[316]

31. Wenn der König fort ist, kann die Königin thun, was sie will. (Ist die Katze aus dem Hause, so tanzt die Maus.)

32. Ein Dieb ist ein Dieb, ob er einen Diamanten stiehlt oder eine Gurke.

Quelle:
Seidel, A. (Hg.): Anthologie aus der asiatischen Volkslitteratur. Weimar: Verlag von Emil Felber, 1898, S. 315-317.
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