Der giftige Fisch.

[94] Ein Mann hatte einstmals einen Fisch gefangen, den man Stachelbauch oder Fugu nennt und für giftig hält. Er kannte aber dessen böse Eigenschaften nicht recht und begann, ihn zum Mahle herzurichten, obwohl er doch nicht ohne alle Besorgniß war. Während er mit dem Zubereiten des Fisches beschäftigt war, kam eine hungrige Katze, ergriff ein Stück von dem Fische und lief mit demselben davon. Der Mann verfolgte sie; sie lief deshalb in einen engen Spalt zwischen zwei Häuser, wo sie in Sicherheit war; das Stück Fisch hielt sie fortwährend im Maule.

Der Mann dachte nun, als er von der Verfolgung der Katze zu seiner früheren Beschäftigung zurückgekehrt war, daß seine Besorgniß wohl unbegründet sein müsse, denn wenn die schlaue Katze den Fisch nicht verschmähe, könne er ihm unmöglich schaden. Er begann daher, als sein Mahl fertig war, ruhig den Fisch zu verspeisen.

Die Katze aber hatte, nachdem sie ihre Beute in Sicherheit gebracht, doch auch einige Bedenken gehabt. Sie kam daher aus ihrem Verstecke wieder hervor und sah zu, ob der Mann den Fisch auch wirklich verzehre. Als sie nun sah, daß er ihn wirklich aß, da zögerte sie nicht länger und fraß ihr Stück ebenfalls. Beide, Mann und Katze, starben elendiglich. So täuschen sich die schlauesten oft am allerleichtesten.

Quelle:
Brauns, David: Japanische Märchen und Sagen. Leipzig: Verlag von Wilhelm Friedrich, 1885, S. 94.
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