Itakeru.

[114] Als Sosanoo gezwungen ward, den Himmel zu verlassen, so erzählt eine der zahlreichen Sagen von diesem Heldengotte, ward er von seinem Sohne Itakeru und zwei Töchtern begleitet. Diese Töchter Sosanoo's bescherten der Erde viel Pflanzensamen; Itakeru aber blieb nicht hinter ihnen zurück. Er verschmähte es ebenso wie sein Vater an den Gestaden Chinas oder Koreas zu bleiben, und ging ebenfalls nach Japan, dem schönen Reiche der acht Inseln. Nun bat er seinen Vater, hier allerlei Samen ausstreuen zu dürfen, und als er die Erlaubniß dazu bekam, da streuete er segenbringende Saatkörner rings umher auf dem Wege, den er zog. Zuerst besäete er die schöne Insel Kiuschiu und so alle übrigen Inseln von ganz Japan, und es gab bald in dem ganzen Reiche keinen Ort, der nicht grünte und blühete. Selbst die Berge prangten in frischem Grüne der verschiedensten Gräser und Kräuter. Darum bekam Itakeru den Beinamen des verdienstvollen Gottes. Seinen Wohnsitz aber nahm er in dem Lande der Bäume, in der Landschaft Kii, wo er noch jetzt hochverehrt wird. Sosanoo, der sich seiner Kinder freute, wollte indeß nicht hinter ihnen zurückbleiben, er ergänzte das Werk und schuf aus Haaren, die er sich ausraufte, den köstlichen Kampferbaum und die schlanke hohe Sugi, die japanische Cypresse. »Das übrige Land,« so sagte er, »hat Gold und Silber, Japan aber hat von diesen Schätzen wenig oder nichts, deshalb soll es sich Schiffe bauen, damit es sich holen kann, was ihm fehlt und was es sich wünscht. Darum schenke ich ihm den Kampferbaum und die Cypresse, damit es gutes Holz zum Schiffsbau habe.« Ebenso schuf er den Sonnenbaum zum Hausbau, den Makibaum zu Särgen und achtzig der köstlichsten Fruchtbäume zur Speise für die Menschen. Dann aber überließ er seinem Sohne Itakeru und dessen Schwestern gänzlich die Sorge um das Land, er selbst[115] aber begab sich auf den Gipfel des Wolkenberges, Kumanasu, von wo er schließlich in sein eigentliches Reich, in das Reich der Unterwelt, einzog.

Quelle:
Brauns, David: Japanische Märchen und Sagen. Leipzig: Verlag von Wilhelm Friedrich, 1885, S. 114-116.
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