Schojoo.

[407] Schojoo ist ein Flußgott, der außerordentlich gern Sake oder Reiswein trinkt und nicht selten Leute, welche den Sake lieben, dermaßen anfeuert, daß sie das ihrige vertrinken, und wenn es dann, wie man sagt, zu Wasser geworden, heißt es bei den Japanern, es sei zum Schojoo gewandert. Er befreundet sich jedoch gern mit den Menschen, wenn sie guter Gemüthsart sind. So erschien er einstmals zur Nachtzeit einem jungen Schiffer Namens Koofu, der sein Wohlgefallen dadurch auf sich gezogen, daß er seinen Vater auf das pflichtgetreueste verpflegte, und ging an dessen Sakekrug. Obwohl nun Koofu sah, daß Schojoo auch nicht einen Tropfen Sake in dem Kruge ließ und ihn mit purem Wasser wieder füllte, so sagte er in seiner gutmüthigen Weise und eingedenk des Gastrechtes nichts[407] dazu. Am anderen Morgen fand er zu seiner Überraschung, daß der Krug ganz vorzüglichen Sake enthielt, und merkte bald zu seiner großen Freude, daß derselbe nie leer wurde, sondern sich stets wieder füllte, so oft er auch ausgeschenkt ward. Das war das Geschenk, das ihm Schojoo zum Lohne dafür hinterlassen, daß er nicht geizig war und den Gott in seinem Genusse nicht gestört hatte.

Quelle:
Brauns, David: Japanische Märchen und Sagen. Leipzig: Verlag von Wilhelm Friedrich, 1885, S. 407-408.
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