13. Wie Eulenspiegel einen Schweinehändler betrog

[231] Eines Tages schaute Towo den Leuten zu, die gerade ein Schwein schlachteten. Towo sagte: »Seid so gut und schenkt mir den Schwanz.« Da schnitten sie den Schwanz ab und gaben ihn Towo. Towo ging darauf nach Haus und befestigte an dem Schweineschwanze ein Band. Dann steckte er ihn in die Wand seines Schweinestalles, und zwar so hoch, daß jeder denken mußte, es wäre der Schwanz eines Mastschweines. Er ließ den Schwanz nach draußen hängen, und das Band, an dem der Schwanz festsaß, machte er so lang, daß es bis in sein Haus reichte. Dann sagte er zu den Leuten im Hause: »Ich will mir nun jemand suchen, der Schweine aufkauft. Wenn ich mit einem komme, dann denkt daran, daß ihr stets an dem Bande ziehen müßt.« Darauf ging er auf die Suche nach Schweinehändlern. Bald hatte er einen gefunden. Sie begaben sich nach Towos Haus. Unterwegs besprachen sie den Kaufpreis. Als sie noch weit vom Hause ab waren, gab Towo seinen Leuten ein Zeichen, daß sie, sobald er da wäre, am Bande zögen. Die zogen denn auch am Bande. Towo stieß den Schweinehändler an, zeigte auf den Schweineschwanz und sagte: »So, nun glaubt Ihr doch, daß ich Euch ein Mastschwein verkaufen will? Da, seht Euch mal den Schwanz an, und wie hoch es den herausstreckt! Gebt mir also zwanzig Taler dafür.« Der Händler händigte ihm das Kaufgeld ein. Als er das Geld hatte, sagte Towo: »Nun [231] krieg' es man bei den Beinen zu fassen, ich muß schnell weiter.« Damit lief Towo fort. Als der Händler das Schwein bei den Beinen fassen wollte, sah er, daß im Stalle nur ein Schwanz war. Er war jämmerlich verstimmt, weil Towo ihn betrogen hatte.

Quelle:
Hambruch, Paul: Malaiische Märchen aus Madagaskar und Insulinde. Jena: Eugen Diederich, 1922, S. 231-232.
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