Die Wald- und Moosweibchen.

[129] Die Wald- oder Moosweibchen sollen kleine zwerghafte Gestalten sein, welche mit Moos- oder Waldgewächsen bekleidet sind. Ein Holzhauer sah einmal im Walde eine kleine zusammengekauerte Gestalt neben sich auf dem Wege liegen. Es war ein altes Weib mit Moos bedeckt. Das sprach zu ihm: Geh in den Wald und haue in die gefällten Baumstämme drei Kreuze, denn ich muß mich darauf setzen, sonst hat der wilde Jäger Gewalt über mich armes Geschöpf. Es soll dein Schade nicht sein. Wenn du es aber nicht thust, so sollen alle Plagen über dich kommen. Der Holzhauer that es und als er nach Hause kam, war sein Weib, das er krank verlassen hatte, frisch und gesund. – Einmal aber kam das Moosweibchen zu einem Jäger und bat um das Einhauen der drei Kreuze. Der Jäger verweigerte die Bitte und alsbald fühlte er sich lahm. Als keine Mittel helfen wollten, ließ er sich in den Wald tragen, kroch unbemerkt zu dem Baumstamme, hieb drei Kreuze hinein und ward augenblicklich gesund. (R. Czermak aus Prag.)

Quelle:
Grohmann, Josef Virgil: Sagen-Buch von Böhmen und Mähren. 1: Sagen aus Böhmen, Prag: Calve, 1863, S. 129.
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