Die Waldfrau und der Bauer.

[130] In Beschen lebte ein Bauer, der hatte ein Waldweib zur Frau. Bei seiner Hochzeit hatte er aber der Waldfrau versprechen müssen, sie niemals zu schimpfen, weil sie sonst verschwinden[130] würde. Lange lebten beide glücklich und zufrieden. Einmal aber vor der Erntezeit, als der Bauer mit seinem Fuhrwerke nach Wien gefahren war, gieng seine Frau aufs Feld und ließ alles Getreide grün abmähen und nach Hause schaffen. Die Leute im Dorfe redeten darüber und ein Mann, der dem Bauer auf seinem Rückwege von Wien begegnete, erzählte diesem die Thorheit, die seine Frau daheim begangen habe. Als der Bauer das hörte, fieng er fürchterlich an zu fluchen und seine Frau zu beschimpfen. In voller Wuth fuhr er nach Hause. Hier aber war seine Frau schon verschwunden. Ein fürchterliches Unwetter brach los und der Hagel zerstörte alles Getreide, das auf den Feldern stand; das grüne Getreide des Bauern aber war vollkommen reif und gut. Da erkannte der Bauer, daß seine Frau das Unwetter vorausgesehen und deshalb das Getreide geborgen habe. Er grämte sich hart über ihren Verlust, sie aber war und blieb verschwunden. (A. Kröschel aus Kolin.)

Quelle:
Grohmann, Josef Virgil: Sagen-Buch von Böhmen und Mähren. 1: Sagen aus Böhmen, Prag: Calve, 1863, S. 130-131.
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