Die Zwerge des Marienberges bei Aussig.

[190] Im Elbethale erhebt sich der Marienberg, an dessen Fuße liegt die Stadt Aussig. In dem Marienberge ist eine Höhle, dort sollen die Zwerge gewohnt haben, welche den Leuten viel Gutes erwiesen. Als sie aber hiefür nur Undank erhielten,[190] wanderten sie aus und ein gewisser Schlegel soll sie in einer Nacht über die Elbe gefahren haben. Als er das drittemal mit den letzten Zwergen hinüberfuhr, fragte ihn einer, was sie schuldig seien und als der Schiffer antwortete: Nichts, so sagte ihm der Zwerg, er solle sich also das Geld holen, das in der Höhle des Marienberges in einer Bräupfanne liege. Schlegel machte allsogleich die Anzeige bei der Geistlichkeit und diese veranstaltete eine feierliche Procession und zog mit derselben in die Höhle. Als sie darin ankamen, fanden sie wirklich eine Pfanne mit Geld, auf welchem ein goldenes mit Diamanten besetztes Kreuz sich befand; neben der Pfanne aber lag ein schwarzer Hund. Der Pfarrer faßte zuerst nach dem Kreuze; aber kaum daß er das weggenommen hatte, lag auch schon der Hund auf dem Gelde und die Menschen hatten keine Macht mehr darüber. Das Kreuz soll sich bis zum heutigen Tage in der Kirche vorfinden. – (F. Brückner aus Aussig.)

Quelle:
Grohmann, Josef Virgil: Sagen-Buch von Böhmen und Mähren. 1: Sagen aus Böhmen, Prag: Calve, 1863, S. 190-191.
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