Die Zwerge zu Starkstadt.

[189] Nordöstlich am Markflecken Starkstadt im Riesengebirge erhebt sich der hohe Stein, seines felsigen, steil abfallenden Vorsprunges wegen so genannt und viel besucht, weil man von ihm aus eine weite und schöne Aussicht genießt. Dabei ist eine Schlucht 200 Schritte lang, 4 bis 12 Schritte breit und viele Klaftern tief. Zu den Zeiten des Heidenthums sollen hier unzählige Schaaren von Zwergen gewohnt haben. Als aber das Christenthum eingeführt wurde, was erst am Anfange des eilften Jahrhunderts geschah, verschwanden plötzlich alle die Zwerge. Mehrere Tausende derselben setzten sich heimlich auf den Wagen eines Fuhrmanns, auf und neben einander, sogar auf die Speichen der Räder – denn sie waren nur einige Zoll groß – und ließen sich so wegführen. Als der Fuhrmann, der nichts von dieser Ladung wußte, sich zufällig umsah und das kleine Volk erblickte, schrie er zu Gott um Hülfe und im Nu waren alle Zwerge verschwunden, bis auf einen, der ihm das Fuhrlohn bezahlte. (Gebhardt, Oesterr. Sag., S. 270.)

Quelle:
Grohmann, Josef Virgil: Sagen-Buch von Böhmen und Mähren. 1: Sagen aus Böhmen, Prag: Calve, 1863, S. 189-190.
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