Der Schlangenbanner.

In der Nähe des Dorfes Duschnik liegt ein Eisenhammer, dem vor einiger Zeit ein Mann, Namens Bureš vorstand. In früheren Jahren war die Gegend um den Hammer herum so mit Schlangen angefüllt, daß man nie ein Kind oder eine Frau in jene Gegend kommen sah. Der alte Bureš soll jedoch eine übernatürliche Herrschaft über die Schlangen geübt haben. Auf sein Geheiß kamen sie, auf sein Geheiß verschwanden sie und so lange er lebte, soll auch Niemand von einer Schlange gebissen worden sein. Da nun sein Herr ein sehr braver Mann war und ihn unterstützte, als er im Alter nicht mehr arbeiten konnte: so wolte sich Bureš ihm dankbar bezeigen und versprach ihm, bei seinem Tode die Schlangen mitzunehmen. Als er im Sterben war, nahm er ein unter seinem Kopfkissen verborgenes Pfeiflein hervor und pfiff dreimal. Dann sagte er folgenden Spruch:


Schlangenmutter, folge mir

Dann folgen deine Töchter dir,

Dann folget ihnen dein ganz Geschlecht

Und so thu' ich dem Herrn recht.


Alsbald vernahm man ein Gezische in der ganzen Gegend und seit der Zeit traf man dort nie mehr eine Schlange. (J. Winterberg aus Jungbunzlau.)

Quelle:
Grohmann, Josef Virgil: Sagen-Buch von Böhmen und Mähren. 1: Sagen aus Böhmen, Prag: Calve, 1863, S. 216-217.
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