Die Schloßmühle bei Jungbunzlau.

[307] Zur Zeit des Herzogs Boleslav war die Jungbunzlauer Kaserne ein Schloß, das Herzog Boleslav bewohnte. Unter den Mauern dieses Schlosses lag eine Mühle, die noch heute die Schloßmühle genannt wird. In dieser Mühle wohnte eine Müllerin mit ihrem einzigen Sohne. Dieser hatte einst einen Traum, daß um ihn sich viele giftige Schlangen lagerten und ihn zu verschlingen drohten. Als er diesen Traum seiner Mutter erzählte, war diese sehr betrübt und sagte: Das bedeutet Dir nichts Gutes.

Einige Tage nachher gieng der Müller vor der Mühle spazieren, während gerade die Prinzessin aus dem Fenster des Schlosses schaute. Es wehte eben ein heftiger Wind und da flogen ihm die Rockschöße in die Höhe. Als die Prinzessin das sah, klagte sie ihrem Vater, der Müller habe sich ihr in einer unanständigen Stellung gezeigt. Der Herzog erzürnte darüber und ließ den Müller lebendig verbrennen.

Der Tod ihres einzigen Sohnes betrübte die Müllerin so sehr, daß sie bald darauf starb. Vor ihrem Tode aber fluchte sie noch der Prinzessin, daß auch sie kein gutes Ende haben solle. Als die Prinzessin einige Zeit nachher ausfuhr und gerade bei der Mühle vorüber mußte, erhob sich ein so heftiger Sturm, daß die Pferde scheu wurden und den Wagen in den Mühlgraben schleuderten, wo sie ertrank. An der Stelle steht heute noch ein steinernes Kreuz und selbst bei dem schönsten Wetter soll es bei demselben windig sein. (H. Hořitz aus Jungbunzlau.)

Quelle:
Grohmann, Josef Virgil: Sagen-Buch von Böhmen und Mähren. 1: Sagen aus Böhmen, Prag: Calve, 1863, S. 307-308.
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