Die weiße Frau von Karlstein.

[70] In der Gegend von Karlstein soll eine weiße Frau umgehen, welche die Häuser besucht, wo kranke Leute liegen. Um Mitternacht erscheint sie nämlich vor dem Hause, worin ein Krankes ist und fragt, ob alle zu Hause sind. Wird das bejaht, so sagt sie den Leuten, ob die Kranke sterben werde oder nicht. Sind aber nicht alle Personen zu Hause, so sagt sie, sie könne nicht länger warten und die kranke Person stirbt. Daher[70] verstopfen sich abergläubische Leute in jener Gegend, wenn jemand im Hause krank ist, die Ohren, und verhängen die Fenster, damit sie die weiße Frau nicht sehen und hören. (E. Grünbaum aus Jeschin.)

Quelle:
Grohmann, Josef Virgil: Sagen-Buch von Böhmen und Mähren. 1: Sagen aus Böhmen, Prag: Calve, 1863, S. 70-71.
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