Die stumme Königin.

[146] Es war einmal ein Ehepaar, das hatte ein eigenes Gewese und vollauf aller guten Dinge. Aber Eins fehlte ihnen: sie hatten keine Kinder, und sie bekamen keine Kinder, und darüber waren sie beide so innig betrübt. Da kam einmal eine alte Frau dort vorüber gewandert; sie ging hinein und bat, ob sie sich ein wenig ausruhen dürfe. Das erlaubten sie auch, sie bewirtheten sie mit dem Besten, was sie hatten, und sie bedankte sich schön dafür. Als sie sich nun drinnen bei ihnen umgeschaut hatte, da sagte sie: »Was seid ihr doch für glückliche Leute! Ihr habt ja alles, was das Herz begehren kann.« – Nein, sagten sie, sie hätten keine Kinder, und das sei ihnen ein großer Kummer. Nun, dafür sei Rath, sagte die alte Frau, sie könne es schon so einrichten, daß die Frau ein Kind an die Brust bekäme, und zwar ehe sie viele Tage älter würde. Sie versprachen ihr nun gleich hundert [147] Thaler in baarem Gelde, wenn sie ihnen dies Glück verschaffen könnte. »Ja, schickt nur morgen jemand zu mir!« sagte die alte Frau – sie war übrigens eine arge Hexe, – »dann will ich der guten kleinen Frau etwas senden, das sie essen muß; und dann wird sie schon ein kleines Kind bekommen.« Die Leute schickten also am folgenden Tage einen halb erwachsenen Jungen, der ihnen an die Hand ging, zu der alten Hexe; und als er zu ihr kam, hatte sie eine Schachtel bereit, die er seiner Hausherrin bringen sollte. »Aber du darfst unterwegs nicht den Deckel aufheben und irgend jemand sehen lassen, was du in der Schachtel hast,« sagte sie.

Der Junge machte sich also mit der Schachtel auf den Heimweg. Er ging und ging; aber es war eine lange Reise, es waren ganze sieben Meilen, da ward er sowohl müde wie hungrig und setzte sich an der Landstraße hin, um sich auszuruhen. Als er nun dort saß, dachte er: »Du kannst doch gern einmal in die Schachtel gucken und nachsehen, was es ist, wegen dessen du so weit laufen mußt.« Und dann hob er den Deckel von der Schachtel und sah, daß nichts anders als ein gesalzener Hering darin lag. »Das lohnte sich auch, sieben Meilen hin und sieben Meilen zurück danach zu laufen!« dachte der Junge; »so [148] einen kann ich ja leicht wieder herbeischaffen, ehe ich nach Haus komme; aber der hier kommt mir jetzt gerade zupaß.« Und damit nahm er den Hering und verspeiste ihn auf der Stelle und machte sich dann wieder auf den Weg. Aber er war erst eine kurze Strecke gegangen, da ward ihm so übel und jämmerlich, daß er ohnmächtig auf der Landstraße umfiel und ganz das Bewußtsein verlor. Als er wieder zu sich kam, war es Nacht geworden, und er war sehr erschrocken über diesen sonderbaren Zufall, und er ward nicht weniger erschrocken, als er ein kleines neugeborenes Kind neben sich auf der Landstraße liegen sah. Der letzte Spuk schien ihm noch schlimmer als der erste, und er sprang auf und lief von dannen, so schnell er vermochte, und dachte weder an Schachtel noch gesalzenen Hering, sondern nur daran, zu lebenden Menschen zu kommen.

Das kleine neugeborene Kind lag nun die ganze Nacht auf der Landstraße, niemand kam des Weges und fand es, bis in der frühen Morgenstunde ein Rabe geflogen kam, der sein Nest in einer großen alten Linde dort in der Nähe hatte. Er war zeitig ausgeflogen, um Atzung für seine Jungen zu suchen; er nahm das Kind – es war ein kleines Mädchen – und flog mit demselben hoch in sein Nest hinauf. Dort [149] erwärmte er die Kleine unter seinen Flügeln und fütterte sie wie seine eigenen Jungen.

Dicht neben dem Walde, wo die alte Linde stand, in welcher der Rabe sein Nest hatte, lag ein großes Schloß. Und auf dem Schlosse wohnte eine Königswittwe, die einen einzigen Sohn hatte, welcher damals zwölf Jahre alt war. Wenn er fünfzehn Jahre alt würde, sollte er König über das ganze Reich werden; aber noch war er unmündig, und seine Mutter regierte für ihn das Reich. Es traf sich nun in diesen Tagen, daß der junge Königssohn mit einem großen Gefolge in den Wald hinaus ritt. Er jagte Rehe und Hirsche und alle Thiere groß und klein, und da kam er mit dem ganzen Gefolge hinter ihm her gerade auf die alte Linde zugeritten, wo das kleine Mädchen oben im Rabenneste lag. Als sie aber in die Nähe der alten Linde kamen, wurde zuerst das Pferd des Prinzen scheu – es war eine hübsche kleine gelbe Reitstute, die sonst niemals Tücken zu haben pflegte, – und darauf alle anderen Pferde, und es war nicht möglich, sie an der Linde vorbeizubringen. Da sagte der Prinz: »Laßt uns ein wenig zurückreiten und dann in Galopp heransprengen, dann wird es schon gehen!« Sie ritten also zurück und suchten dann in gestrecktem Galopp an der Linde vorüber zu reiten; aber das half ebenso [150] wenig; sobald die Pferde bis zur Linde kamen, hielten sie an. Einige sprangen zur Seite, einige bäumten sich und einige stemmten die Vorderbeine auf die Erde und schlugen hinten aus, so daß sie ihre Reiter abwarfen; aber keins von ihnen wollte vorüber. Da schaute der Prinz an der Linde empor, und er glaubte auch ein paar kleine Menschenarme zu erblicken, die sich aus dem Rabenneste herausstreckten. Er hieß einen der Diener in den Baum klettern, um nachzusehen; und allgemeine Verwunderung entstand, als derselbe mit einem kleinen zarten lebendigen Mädchen wieder herunter kam, das er droben im Rabenneste gefunden hatte. Der Prinz ließ das Kind nach dem Schlosse bringen, und dort erhielt es eine Amme und ward auf's beste genährt und erzogen. Das Kind gedieh und wuchs und ward das schönste Mädchen, das man jemals gesehn hatte. Es konnte lachen und spielen, hören und sehen, aber es war und blieb stumm wie ein Fisch. Als das Kind drei Jahre alt geworden, war der Prinz mündig, und er wurde jetzt König des Landes. Aber die Königin-Wittwe wohnte auch ferner auf dem Schlosse. Die Tage und Jahre verflossen, und, um es kurz zu erzählen, als das kleine Mädchen fünfzehn Jahre alt geworden war, sagte der junge König, sie und keine andere solle seine Königin sein; [151] und was auch seine Mutter dagegen einwenden mochte: es sei doch gar zu unpassend, daß ein König sich mit einem Findelkinde verheirate, von dem man nicht einmal wisse, ob es ein Hexenbalg oder ein richtiger Mensch sei, da sie nicht sprechen könne, – alles war in den Wind geredet; das stumme Findelkind sollte durchaus seine Königin sein, und das wurde sie auch.

Der junge König und die junge Königin hielten sehr viel von einander und waren glücklich und froh; wer aber nicht froh war, das war die alte Königin-Wittwe. Sie haßte die junge Königin, die sie niemals anders als das Rabenjunge nannte; und sie sann darauf, wie sie sie ins Unglück bringen könne. Einige Zeit nach ihrer Verheiratung brach ein Krieg aus, und der König zog mit seinem Heere dem Feind entgegen. Und während er fern war, kam die junge Königin in die Wochen und gebar einen schönen kleinen Prinzen. Aber die alte Mutter des Königs war gleich zur Stelle, und sie nahm den Prinzen aus der Wiege und legte einen jungen Hund statt seiner hin, und dann schrieb sie dem Könige, daß die Hexe, mit der er sich verheiratet, jetzt niedergekommen sei; aber es sei kein Menschenkind, sondern ein junger Hund, den sie zur Welt gebracht habe. Den kleinen Prinzen nahm die Mutter des Königs und legte ihn in eine Schachtel [152] und setzte dieselbe am Meeresufer aus. Aber das Kind kam doch nicht um: die Schachtel ward von einer alten Frau gefunden, die im Uferwalde wohnte, und sie nahm das Kind mit nach Hause und erzog es. Der König kehrte jetzt aus dem Kriege zurück. Er war freilich betrübt über das, was nach seiner Meinung geschehen war; aber er sagte: was Gott verhänge, darein müsse man sich fügen, und er fuhr fort, eben so zärtlich gegen seine junge Königin zu sein. Einige Zeit darauf mußte er wieder in einen Krieg ziehen, und es ging eben so: die Königin gebar einen schönen Prinzen, aber die Mutter des Königs nahm ihn und setzte ihn in einer Schachtel am Meeresufer aus und legte ein Lamm in die Wiege und meldete dann dem Könige, jetzt habe seine Frau ein kleines Lamm bekommen. Der kleine Prinz ward von derselben alten Frau im Uferwalde gefunden und erzogen. Der König kehrte zurück und war jetzt sehr traurig über das, was geschehen war. Aber obschon seine Mutter fortfuhr, Böses gegen die junge Königin zu spinnen und zu sagen, jetzt könne man doch sehen, was für ein Geschöpf sie sei: sie sei ein Rabenbalg und ein Hexenbalg, – wollte der König sich doch nicht von ihr trennen; dazu liebte er sie gar zu sehr.

Einige Zeit darauf mußte der König zum dritten[153] Mal in den Krieg ziehen, und während er fern war, kam die junge Königin mit einem dritten schönen Prinzen nieder; aber die Mutter des Königs machte es mit ihm so wie mit den beiden anderen: er wurde in einer Schachtel aufs Meer ausgesetzt, und diese trieb ans Ufer und wurde von derselben alten Frau im Uferwalde gefunden, und der Knabe ward mit seinen beiden Brüderchen erzogen. Die Mutter des Königs legte diesmal ein junges Kätzchen in die Wiege, und dann sandte sie dem Könige einen Boten mit einem Briefe; und jetzt verfügten sich all seine Räthe gleichfalls zu ihm und sagten, es gehe nicht an, daß er eine Königin länger behalte, die solche Kinder zur Welt bringe; er müsse sich endlich von ihr scheiden. Da ließ der junge König sich überreden, und er sandte einen Boten und einen Brief an seine Mutter: sobald seine Königin so weit hergestellt sei, daß sie abreisen könne, solle sie auf das kleine gelbe Pferd gesetzt werden, das sie zuerst draußen im Rabenneste gefunden, und von dem sie seitdem so viel gehalten und das sie als ihr eigenes Reitpferd bekommen habe; und einen Scheffel Gold und einen Scheffel Silber solle man ihr mitgeben, und sechs berittene Diener; und dann solle sie aus seinem Lande und durch drei Königreiche geführt werden, so daß er nie mehr etwas von ihr sehe oder höre.

[154] Als die böse Königin-Wittwe diese Botschaft empfing, war sie hoch erfreut. Sie hätte freilich gern ihre Schwiegertochter eben so nackt und bloß fortgejagt, wie dieselbe hergekommen war; aber das wagte sie doch nicht. Sie wollte also das Geheiß des Königs genau befolgen; und sie beeilte sich, alles bereit zu machen, und dann ging sie zu der Königin hinein und sagte ihr alles, was ihr Herr und König befohlen hatte, und sie fügte hinzu, daß heiße freilich allzu viel Aufhebens von einer solchen Hexe machen, wie sie eine sei. Morgen früh müsse sie fort, und dann könne sie ja zu dem Hexengeschmeiß hinreisen, bei dem sie zu Hause sei. Die junge Königin durchschaute zwar alles, wie es zugegangen. Sie wußte wohl, daß sie drei kleine Prinzen, und nicht drei kleine Thiere zur Welt gebracht habe; allein ob sie jetzt lebten oder todt wären, das wußte sie nicht, und sie konnte ja niemand danach befragen oder ihm die Wahrheit mittheilen; denn sie war ja stumm wie ein Fisch. Aber als sie den Richterspruch ihres lieben Herrn und Königs vernahm, da wäre ihr Herz fast gebrochen, und sie weinte drei salzige Thränen und trocknete sie mit ihrem Taschentuche ab; das gab drei Blutflecke, und da wußte sie bei sich selber, daß ihre drei Kinder noch lebten, daß aber die Thränen dem einen Augenstern [155] eines jeden das Gesicht benommen hätten, so daß jetzt jedes nur noch mit einem Auge sehen konnte. Dann legte sie sich still nieder und war tief traurig und doch hoch erfreut über das, was sie wußte. Als sie nun so dalag und that, als ob sie schliefe, hörte sie die böse Königin-Wittwe mit ihrer Kammerfrau flüstern, die in das Geheimniß eingeweiht war und ihr geholfen hatte, die drei kleinen Knaben zu vertauschen. Da hörte sie die Mutter des Königs sagen: »Aber es giebt doch wohl keinen, der ihr die Sprache zu geben vermag, so daß sie alles verrathen könnte?« – »Nein,« sagte die Kammerfrau, »das hat keine Gefahr, obschon ich freilich wohl weiß, wie sie die Sprache erlangen könnte.« – »Wie denn?« flüsterte die alte Königin. »Ja,« erwiderte die andere, »wenn sie in einer St. Johannisnacht – das wäre gerade heute, denn morgen haben wir St. Johannistag – um Mitternacht dreimal den Thau vom Grase auf dem Kirchhofe leckte, dann könnte sie reden; aber davon weiß sie ja nichts.« Die junge Königin hörte das alles an, aber sie that, als schliefe sie, und blieb richtig bis gegen Mitternacht liegen, da sprang sie aus dem Bette, lief auf den Kirchhof hinaus, und leckte dreimal den Thau vom Grase, und lief dann wieder nach Hause und legte sich ins Bett, ohne daß jemand etwas davon merkte.

[156] Am nächsten Morgen wurde sie also auf ihr kleines gelbes Pferd gesetzt, und sechs berittene Diener folgten ihr aus dem Schlosse, drei vor ihr und drei hinter ihr, und sie hatten einen Scheffel Gold und einen Scheffel Silber mit, die sie haben und behalten sollte, wenn sie durch die drei Königreiche gekommen wären. Sie ritten jetzt Tage und Nächte, bis sie in das erste Königreich kamen; da sagte eines Abends die junge Königin: »Ich sehe einen Stern fern im Osten.« – »Nein,« sagten die Diener, »das ist kein Stern, es ist ein Königsschloß, das sollen wir heute Abend erreichen.« Sie ritt dann mit ihren sechs berittenen Dienern auf das Schloß, und dort wurden sie gut aufgenommen, und die verstoßene Königin ward am eigenen Tische des fremden Königs bewirthet. Nach Tische, als die königlichen Herrschaften beisammen saßen, wurde gefragt, woher die vornehme fremde Dame sei. »Ja,« sagte sie, »wenn ihr das wissen wollt, müßt ihr mein Räthsel errathen. Und könnt ihr es errathen, so mögt ihr meine sechs berittenen Diener und einen Scheffel Gold und einen Scheffel Silber behalten; aber wenn ihr es nicht errathen könnt, so behalte ich mein Geheimniß und erhalte noch sechs berittene Diener und einen Scheffel Gold und einen Scheffel Silber, wenn ich morgen aus dem Schloß reite.« [157] Dar auf ging der fremde König ein, und jetzt trug sie ihr Räthsel vor:


»Ein Fisch war mein Vater,

Ein Knabe war meine Mutter,

Ein Rabe atzte mich,

Eine Linde deckte mich,

Ein Pferd gab mir einen Mann.«


Dies Räthsel konnte niemand errathen, und der König mußte also sein Wort halten, so daß die verstoßene Königin am nächsten Morgen auf ihrem kleinen gelben Pferde mit zwölf berittenen Dienern, sechs vor ihr und sechs hinter ihr, und zwei Scheffeln Gold und zwei Scheffeln Silber aus dem Schlosse ritt. Und sie ritten jetzt wieder Nächte und Tage, bis sie in das zweite, und dann in das dritte Königreich kamen; und jedes Mal, wenn sie in den Königsschlössern bewirthet ward, trug sie ihr Räthsel vor und setzte all ihre Diener und all ihr Gold und Silber aufs Spiel. Allein keiner vermochte ihr Räthsel zu errathen, so daß sie, als sie aus dem dritten Königsschlosse ritt, achtundvierzig berittene Diener, vierundzwanzig vor ihr und vierundzwanzig hinter ihr, zum Gefolge und eine ganze Tonne Gold und eine ganze Tonne Silber hatte. Da sagte die verstoßene Königin: »Weit bin ich jetzt gereist, und viel habe ich erlitten. Jetzt will ich umkehren [158] und auf dem geradesten Wege in mein eigenes Land reiten und sehen, ob mein Herr zu Hause ist.«

Da ritten sie wieder viele dunkle Nächte und helle Tage, bis sie in das eigene Land der verstoßenen Königin kamen. Als sie dort anlangten, ritt sie zuerst in den Uferwald hinaus, wo die alte Frau wohnte, die ihre drei Kinder gefunden und erzogen hatte. Die Frau traf sie am Hause, aber die drei Knäblein sah sie fern drunten am Ufer umherlaufen und spielen. Da sagte sie zu der Frau: »Die drei Knäblein sind mein, und die mußt du mir jetzt geben.« Davon wollte die Frau nichts hören, und sie sagte: »Nein, gewiß nicht, die Kinder sind meine eigenen; und es ist auch nicht viel Schönes an ihnen, denn jedes hat nur ein Auge, mit dem es sehen kann.« – »Ja, sind sie einäugig,« sagte die Königin, »so magst du sie behalten; aber haben sie ihr volles Gesicht, wenn sie hieher kommen, so will ich sie haben, und du sollst eine Tonne Gold und eine Tonne Silber erhalten und meinen Dank und Segen dazu.« Da rief die Frau die Knaben herbei, und sie kamen gleich heran gesprungen, und die Königin küßte sie und nahm ihr Taschentuch mit den drei Blutflecken und wischte ihnen die Augen damit ab, und jetzt hatte jeder von ihnen zwei Augen, so hell wie die Sterne. Dann erhielt die alte Frau [159] das Gold und das Silber; aber die drei Knäblein mußten mitreiten, und dann ritt die Königin auf ihr eigenes Schloß mit achtundvierzig Pferden und Dienern, die Hälfte vor, die Hälfte hinter ihr, und mit ihren drei kleinen Söhnen und ihrem kleinen gelben Pferde, das sie so weit in die Ferne und wieder heim getragen hatte.

Der König kam selbst heraus, als er diesen ganzen Aufzug in sein Schloß reiten sah, und er erkannte sofort seine Königin, und sie fiel ihm um den Hals und begrüßte ihn mit Worten und wies ihm die drei Söhne, welche sie ihm geboren hatte. Und jetzt erzählte sie ihm alles, wie es zugegangen sei. Da ließ der König ein großes Fest anrichten und hielt von neuem Hochzeit mit seiner verstoßenen Königin, und die drei kleinen Prinzen und die achtundvierzig Diener waren mit dabei. Aber die Königin-Wittwe war nicht bei dem Feste; denn sie ward in einen glühenden Ofen geworfen und zu Kohle und Asche verbrannt für all ihre Bosheit.

Quelle:
Grundtvig, Svend: Dänische Volksmärchen 2. Leipzig: Joh. Barth, 1879, S. 146-160.
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