Jack und der Bohnenstengel.

[55] Es war einmal eine arme Witwe, die lebte in einer Hütte in einem Dorfe, weit, weit von London entfernt. Die Witwe hatte nur ein einziges Kind, das sie in allem gewähren ließ; die Folge ihrer Nachsicht war, dass Jack nur wenig beachtete, was sie sagte. Er war ein leichtsinniger Bursche; seine Thorheiten entsprangen aber nicht einem schlechten Herzen, sondern sie rührten daher, dass seine Mutter ihn nie schalt. Da sie nicht reich war und er nicht arbeiten wollte, war sie genöthigt, um sich und ihn zu erhalten, alles zu verkaufen, was sie besaß. Zuletzt blieb nichts mehr übrig als eine Kuh.

Nun konnte die Witwe nicht länger an sich halten, und mit Thränen in den Augen machte sie Jack Vorwürfe. »Ach, du schlechtes Kind,« sagte sie, »dein Leichtsinn hat uns beide zugrunde gerichtet! Ich habe kein Geld mehr, um auch nur für einen Tag noch Brot zu kaufen; nichts ist mehr da als meine arme Kuh, und die muss verkauft werden, sollen wir nicht Hungers sterben!«

Jack war einige Minuten lang weich gestimmt, aber das gieng bald vorüber. Als er Hunger empfand, quälte er seine arme Mutter, dass sie ihn die Kuh verkaufen lassen möge. Widerstrebend willigte sie endlich ein.

Unterwegs traf er einen Fleischhauer, der ihn fragte, wohin er die Kuh treibe. Jack antwortete, er wolle sie verkaufen. Nun[56] hatte der Fleischhauer in seinem Beutel wunderschöne Bohnen von verschiedener Farbe, die zogen Jacks Aufmerksamkeit auf sich.

Der Fleischhauer bemerkte dies, und da er Jacks Leichtsinn kannte, beschloss er, das auszunützen, und bot ihm für die Kuh sämmtliche Bohnen an. Der thörichte Junge hielt das für ein großartiges Geschäft, auf das er sofort eingieng – für die Kuh hatte er die wertlosen Bohnen eingetauscht. Als Jack nach Hause kam, seiner Mutter von dem Tausch erzählte und ihr die Bohnen zeigte, da stieß sie dieselben in großem Zorne von sich. Sie flogen nach allen Richtungen hin, manche bis in den Garten hinein.

Früh am nächsten Morgen stand Jack auf, und als er vom Fenster aus etwas Seltsames gewahrte, eilte er rasch in den Garten hinunter, und da fand er, dass einige von den Bohnen Wurzel geschlagen und wundervoll aufgegangen waren. Die Stengel waren ungeheuer dick und so miteinander verflochten, dass sie eine Leiter bildeten, die wie eine Kette aussah.

Er blickte hinauf, aber er konnte das Ende des Stengels nicht sehen, der schien bis in die Wolken hinaufzureichen. Er prüfte ihn und fand, dass er stark genug war, das Gewicht eines Mannes zu tragen. Da kam ihm ein Gedanke: er wollte den Bohnenstengel hinaufklettern und sehen, wohin er führe. Ganz von diesem Gedanken erfüllt, der ihn selbst seinen Hunger vergessen ließ, eilte er zu seiner Mutter und theilte ihr seine Absicht mit.

Er begann sofort zu klettern und erreichte nach einigen Stunden die Spitze des Bohnenstengels; er war müde und erschöpft. Er blickte um sich und war überrascht, sich in einem fremden Lande zu finden, das ganz wie eine öde Wüste aussah: weder Baum, noch Strauch, weder ein Haus, noch ein lebendes Wesen war zu sehen.[57]

Jack setzte sich nachdenklich auf einen Steinblock und dachte an seine Mutter. Der Hunger quälte ihn, und er schien zu bedauern, dass er gegen ihren Willen den Bohnenstiel hinaufgeklettert war. Er glaubte, dass er nun aus Mangel an Nahrung werde sterben müssen.

Er gieng weiter, in der Hoffnung, dass er doch auf ein Haus stoßen würde, wo er etwas zu essen bekommen könnte. Da bemerkte er plötzlich in einiger Entfernung ein schönes, junges weibliches Wesen. Sie war reich gekleidet und trug in ihrer Hand einen kleinen, weißen Stab, an dessen Spitze sich ein Pfau aus purem Golde befand.

Sie kam näher und sagte: »Ich will dir eine Geschichte erzählen. Aber bevor ich beginne, musst du mir feierlich versprechen, zu thun, was ich befehle. Ich bin eine Fee, und wenn du nicht ganz genau thust, was ich dir vorschreibe, so beraubst du mich der Macht, dir beizustehen.«

Jack erschrack bei dieser Warnung, versprach aber, ihren Weisungen zu folgen.

»Dein Vater,« begann nun die Fee wieder, »war ein reicher Mann und von wohlwollendem Gemüth. Es war seine Gewohnheit, den Bedürftigen unter seinen Nachbarn nie seine Hilfe zu versagen, sondern im Gegentheil die Mühseligen und Beladenen ausfindig zu machen. Wenige Meilen von dem Hause deines Vaters entfernt lebte ein ungeheurer Riese, der wegen seiner Härte und Gewaltthätigkeit der Schrecken des Landes war. Überdies war dieses Ungeheuer sehr neidisch und konnte es nicht leiden, wenn man andere ob ihrer Güte und Menschenfreundlichkeit pries; so schwur er, deinem Vater etwas anzuthun, damit seine guten Thaten nicht länger der Gesprächsstoff aller Leute seien. Dein Vater war viel zu gut, um von anderen Böses zu erwarten;[58] es dauerte also nicht lange, bis der grausame Riese eine Gelegenheit fand, seine gottlosen Drohungen auszuführen. Als er hörte, dass deine Eltern einige Tage bei einem Freunde zubringen wollten, der in einiger Entfernung von ihnen wohnte, ließ er, als sie auf dem Heimwege begriffen waren, deinen Vater überfallen und ermorden und deine Mutter gefangen nehmen.

Damals warst du erst wenige Monate alt. Deine arme Mutter wurde, halbtodt vor Angst und Schrecken, von den Häschern des grausamen Riesen in einen unterirdischen Kerker geschleppt, wo sie und das arme Kind lange gefangen gehalten wurden. Die Dienstboten, außer sich über die lange Abwesenheit ihrer Gebieter, suchten sie überall, konnten aber keine Spur von ihnen finden. Mittlerweile veranlasste der Riese, dass ein Testament gefunden wurde, in welchem dein Vater ihm als deinem Vormund sein ganzes Vermögen vermachte; so nahm er dasselbe öffentlich in Besitz.

Nachdem deine Mutter einige Monate gefangen gehalten worden war, erbot sich der Riese, ihr wieder die Freiheit zu geben, unter der Bedingung, dass sie einen heiligen Eid leiste, niemals jemandem ihre Leidensgeschichte zu verrathen. Um es ihr unmöglich zu machen, ihm zu schaden, wenn sie doch ihren Schwur brechen sollte, ließ er sie auf ein Schiff bringen und in ein entferntes Land führen, wo er sie ohne Geld zurückließ; doch erhielt sie für einigen Schmuck, den sie insgeheim in ihrem Kleid verborgen hatte, und den sie nun verkaufte, eine Summe Geldes.

Bei der Geburt deines Vaters wurde ich zu seiner Pathin erwählt; aber die Feen sind ebenso Gesetzen unterworfen, wie die Menschen. Kurze Zeit, bevor dein Vater von dem Riesen ermordet wurde, hatte ich mich gegen ein Gesetz vergangen, und[59] meine Strafe war die Aufhebung meiner Macht für eine bestimmte Zeit. Das war ein Unglück, weil es mir unmöglich war, deinem Vater beizustehen, als ich es am meisten ersehnte. An dem Tage, an dem du den Fleischhauer trafst, als du die Kuh deiner Mutter verkaufen giengst, wurde mir meine Macht wiedergegeben. Ich war es, die dich im geheimen veranlasste, die Kuh für die Bohnen einzutauschen. Ich habe den Bohnenstiel so hoch in Form einer Leiter emporschießen lassen. Der Riese lebt hier, und du bist ausersehen, ihn für all seine Gottlosigkeit zu bestrafen.

Du wirst Schwierigkeiten und Gefahren zu überwinden haben, aber du musst Geduld haben und den Tod deines Vaters rächen, sonst wird dir keine deiner Unternehmungen je glücken.

Was das Vermögen des Riesen betrifft, so gehört alles, was er besitzt, dir, du darfst dir also davon nehmen, was du kannst; du musst aber vorsichtig sein, denn wenn er entdeckt, dass ihm etwas fehlt, wird er grausam und in Zukunft sehr achtsam sein. Aber du musst ihn immerfort verfolgen, und nur durch List kannst du hoffen, ihn zu überwinden und in den Besitz deines rechtmäßigen Eigenthums zu gelangen; nur dadurch kannst du erreichen, dass ihn die strafende Gerechtigkeit für seinen grausamen Mord ereilt.

Noch eines wünsche ich: erzähle deiner Mutter nicht, dass dir die Geschichte deines Vaters bekannt ist, bevor du mich wieder siehst!

Gehe die gerade Straße entlang, du wirst bald das Haus sehen, in welchem dein grausamer Feind wohnt. So lange du nach meinen Befehlen handelst, werde ich dich beschützen; bedenke[60] jedoch, dass dich, wenn du meinen Befehlen zuwiderhandelst, eine fürchterliche Strafe erwartet.«

Sobald sie geendet hatte, verschwand sie, und Jack setzte seinen Weg fort. Es war schon nach Sonnenuntergang, als er zu seiner großen Freude ein Gebäude erblickte. Dieser angenehme Anblick belebte seine müden Lebensgeister wieder, er verdoppelte seine Eile und erreichte es nach kurzer Zeit. Eine hübsche Frau stand an der Thür; er sprach sie an und bat sie um einen Bissen Brod und ein Nachtlager. Sie war höchlich erstaunt, als sie ihn erblickte, und sagte, es sei eine große Seltenheit, einen Fremden in der Nähe ihres Hauses zu sehen, denn es war fast überall bekannt, dass ihr Mann ein sehr grausamer und mächtiger Riese sei, der Menschenfleisch aß, wenn er dessen irgendwie habhaft werden konnte.

Diese Nachricht versetzte Jack in großen Schrecken, doch hoffte er, des Schutzes der Fee eingedenk, dem Riesen zu entgehen, und so bat er die Frau inständig, ihn nur für eine Nacht aufzunehmen und zu verbergen, wo sie es für gut hielte.

Die gute Frau ließ sich endlich überreden, denn sie hatte ein mitleidiges Herz, und sie führte ihn ins Haus.

Zuerst giengen sie durch eine prächtige Halle, die sehr schön eingerichtet war; dann kamen sie durch mehrere geräumige Zimmer, alle gleich großartig, aber alle gleich einsam und verlassen. Hierauf folgte eine lange Gallerie; diese war sehr dunkel, und an jeder Seite befand sich anstatt der Wand ein Eisengitter, das die Gallerie von einem düsteren Kerker trennte. Aus demselben drang das Stöhnen mehrerer armer Opfer, die der grausame Riese, um seine Gefräßigkeit zu befriedigen, gefangen genommen hatte. Der arme Jack empfand bei diesem furchtbaren Anblick eine schreckliche Angst; er fürchtete, dass er seine Mutter[61] niemals wiedersehen, sondern dass auch ihn endlich der Riese umbringen würde. Aber er gedachte der Fee, und ein Schimmer von Hoffnung drang in sein Herz.

Die gute Frau brachte Jack endlich in eine geräumige Küche, wo ein großes Feuer brannte, hieß ihn niedersitzen und gab ihm reichlich zu essen und zu trinken. Als er gegessen hatte und sich behaglich zu fühlen begann, wurde er durch ein lautes Klopfen an das Thor gestört, so laut, dass das Haus erzitterte. Jack versteckte sich in dem Ofen, und die Frau des Riesen eilte hinaus, um ihren Mann einzulassen.

Jack hörte, wie er mit Donnerstimme zu seiner Frau sagte: »Weib! Weib!, ich rieche Menschenfleisch!«

»Ach, mein Lieber,« erwiderte sie, »das sind nur die Leute im Kerker.«

Der Riese schien ihr zu glauben und setzte sich an den Kamin, während sie das Abendessen bereitete.

Nach und nach bemühte sich Jack, durch eine schmale Spalte das Ungeheuer anzusehen. Mit Staunen sah er, was der Riese alles verschlang; es schien, als sollte die Mahlzeit nie ein Ende nehmen. Nachdem er endlich fertig war, wurde eine wunderbare Henne gebracht und vor ihn auf den Tisch gesetzt. Jacks Neugierde, was geschehen würde, war groß. Er bemerkte, dass sie ganz ruhig auf dem Tische saß, jedesmal aber, wenn der Riese sagte: »Lege!«, legte die Henne ein goldenes Ei. Lange unterhielt sich der Riese mit seiner Henne; seine Frau war mittlerweile zu Bett gegangen. Endlich schlief das Ungethüm ein und schnarchte, dass es wie Kanonendonner anzuhören war. Als er bei Tagesanbruch noch schlief, kroch Jack sachte aus seinem Versteck hervor, ergriff die Henne und rannte mit ihr davon, so schnell ihn seine Füße trugen.[62]

Er fand leicht den Weg zum Bohnenstiel zurück und stieg besser und schneller hinab, als er erwartet hatte. Seine Mutter freute sich unbändig, ihn wiederzusehen. »Mutter,« sagte er, »ich hab' dir etwas nach Hause gebracht, was dich reich machen wird.«

Die Henne legte so viele goldene Eier, als sie wünschten; die verkauften sie und besaßen bald so viele Reichthümer, als sie nur wollten.

Einige Monate lebten Jack und seine Mutter sehr glücklich; bald aber sehnte er sich darnach, dem Riesen neuerdings einen Besuch abzustatten. Früh am Morgen kletterte er wieder den Bohnenstiel empor und erreichte spät abends das Gebäude; die Frau stand wie das erste Mal vor der Thüre. Jack erzählte ihr eine rührende Geschichte und bat sie um ein Nachtlager. Sie erwiderte, dass sie schon einmal einem hungrigen Knaben Einlass gewährt habe, der kleine Undankbare habe aber einen von den Schätzen des Riesen gestohlen, und seit der Zeit werde sie grausam von ihm behandelt. Doch führte sie ihn endlich in die Küche, gab ihm ein Abendessen und steckte ihn in eine Rumpelkammer. Bald darnach kam der Riese, aß sein Abendbrot und befahl seiner Frau, ihm die Gold- und Silbersäcke herunterzubringen. Jack guckte aus seinem Versteck und beobachtete, wie der Riese seine Schätze zählte, worauf er sie sorgfältig wieder in die Säcke that, einschlief und zu schnarchen begann. Jack kroch leise aus seinem Verstecke hervor und näherte sich dem Riesen, als ein kleiner Hund unter dem Sessel wüthend zu bellen anfieng. Gegen Jacks Erwartung schlief der Riese ruhig weiter; auch der Hund schwieg. Jack ergriff die Säcke, kam ungestört durch die Thüre und war bald beim Bohnenstiel angelangt. Als er die Hütte seiner Mutter erreichte, fand er sie[63] leer. Sehr verwundert, rannte er ins Dorf, und eine alte Frau führte ihn in ein Haus, wo er seine Mutter sterbenskrank antraf. Als sie aber von der glücklichen Wiederkehr unseres Helden hörte, erholte sie sich und wurde bald wieder gesund. Jack schenkte ihr zwei Säcke mit Gold und Silber gefüllt.

Nun machte seine Mutter die Entdeckung, dass etwas schwer auf seinem Gemüthe lastete, und sie bemühte sich, zu erfahren, was es sei, aber Jack wusste nur zu gut, was für Folgen es haben würde, eröffnete er ihr die Ursache seiner Schwermuth. Mit der allergrößten Mühe verbarg er deshalb die große Sehnsucht, die ihn überkam, so sehr er sich auch dagegen wehrte, die Sehnsucht nach einer dritten Reise auf den Bohnenstiel.

Am längsten Tage des Jahres erhob sich Jack, sobald es graute, kletterte den Bohnenstiel hinauf und erreichte mit einiger Mühe die Spitze. Die Straße und alles andere war unverändert. Am Abend kam er vor das Haus des Riesen und fand die Frau wie früher vor der Thür. Jack hatte sich so vollständig verkleidet, dass sie sich seiner gar nicht zu erinnern schien. Doch fiel es ihm sehr schwer, Einlass zu erhalten. Endlich gelang es ihm; sie erlaubte ihm hineinzugehen und verbarg ihn im Kessel.

Als der Riese heimkehrte, sagte er wie früher: »Weib! Weib! ich rieche Menschenfleisch!«

Aber Jack war ganz sorglos, denn er hatte früher dasselbe gesagt und sich doch immer wieder beruhigen lassen. Doch plötzlich fuhr der Riese in die Höhe, und trotz der Reden seiner Frau begann er, im Zimmer zu suchen. Während er dies that, war Jack in furchtbarer Angst und glaubte, vor Schrecken zu sterben; tausendmal wünschte er sich nach Hause zurück. Als[64] der Riese sich gar dem Kessel näherte und seine Hand auf den Deckel legte, da glaubte Jack, seine letzte Stunde sei gekommen. Glücklicherweise hörte der Riese zu suchen auf, ohne den Deckel zu heben, und setzte sich ruhig an das Kaminfeuer.

Als er sein Abendessen verzehrt hatte, befahl er seiner Frau, ihm seine Harfe zu holen. Jack guckte unter dem Deckel hervor und erblickte die schönste Harfe, die man sich vorstellen konnte. Der Riese stellte sie auf den Tisch und sagte: »Spiele«, und sofort begann sie die wunderschönste Musik zu spielen. Jack war entzückt und viel begieriger, die Harfe zu besitzen als irgend einen der früheren Schätze.

Der Riese hatte kein musikalisches Gemüth, und das Spiel versetzte ihn bald in einen tieferen Schlaf als gewöhnlich, so dass Jack die Zeit für gekommen hielt, die Harfe davonzutragen. Rasch entschlossen, stieg er aus dem Kessel und ergriff sie; die Harfe aber war von einer Fee verzaubert und begann laut zu rufen: »Herr! Herr!«

Der Riese erwachte, stand auf und versuchte, Jack zu verfolgen, aber er hatte so viel getrunken, dass er nicht zu stehen vermochte. Jack rannte, so schnell er konnte. Nach einiger Zeit hatte sich der Riese so weit erholt, dass er ihm langsam folgen oder vielmehr nachtaumeln konnte. Wäre er nüchtern gewesen, so hätte er ihn sofort erreicht; so aber gelang es Jack, vor ihm den Bohnenstiel zu erreichen. Den ganzen Weg über hatte der Riese mit Donnerstimme ihm nachgeschrien; manchmal war er ihm sehr nahe gekommen.

Im Augenblick, da Jack unten anlangte, rief er laut nach einer Hacke und erhielt sofort eine. Gerade als der Riese hinunterzusteigen begann, hieb er den Bohnenstiel knapp an der[65] Wurzel um, und der Riese fiel kopfüber in den Garten herab.

Jack bat seine Mutter herzlich um Verzeihung für all den Kummer und die Betrübnis, die er ihr bereitet hatte, und versprach feierlichst, in Zukunft ein pflichttreuer, gehorsamer Sohn zu sein. Er hielt sein Wort getreulich und wurde das Muster eines liebevollen und aufmerksamen Sohnes.

Quelle:
Kellner, Anna: Englische Märchen. Wien, Leipzig, Berlin, Stuttgart: Verlag der »Wiener Mode«, [1898], S. 55-66.
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