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[11] Ein Bauer dünstete sich in der Darre auf dem Ofen Kohlrüben. Und der Teufel kam hin, nahm einen Stein vom Ofen und drückte ihn so fest, daß die Spuren seiner Finger in dem Stein blieben. Dann sprach er: »So drücke ich dich, Menschenkind.« Der Bauer nahm flink eine gedünstete Rübe vom Ofen fort und drückte sie so, daß der Brei zwischen den Fingern durchquoll. Dabei sprach er zum Teufel: »Und so quetsche ich dich.« Da sagte der Teufel: »Au, was du stark bist! Ich habe nur die Finger hineingedrückt, aber du drückst ja, daß alles zwischen den Fingern hindurchspritzt. Wenn du so stark drücken kannst, so bist du auch stark genug zum Ringen. Komm, laß uns hingehen und sehen, wer von uns beiden der Stärkste ist.«

Da sprach der Bauer: »Es ist mir nicht der Mühe wert, mit dir zu ringen; aber dort auf dem Haferfeld ist mein Sohn, geh und bitte den, mit dir zu ringen. Er ist etwas schwerhörig, du mußt[11] tüchtig schreien, damit er aufsteht und daherbrummelt.« Und der Teufel ging hin. Aber als er auf den Bär zukam, packte ihn der, warf ihn unter sich und drückte ihn so, daß ihm Hören und Sehen verging. Er lief wieder zu dem Manne zurück und sprach: »Mit dir ringe ich nicht, ich habe genug an deinem Sohn, wenn der schon so unglaublich stark ist, wieviel stärker mußt du erst sein!«

Und der Böse sagte zu dem guten Manne: »Komm, laß uns um die Wette laufen und sehen, wer beim Laufen gewinnt!« – »Es ist mir nicht der Mühe wert, mit dir zu laufen«, antwortete der Bauer, »aber dort im Gebüsch sitzt meine jüngste Tochter, geh zu ihr und sprich: ›Komm mit, laß uns um die Wette laufen.‹« Der Teufel sah eine Häsin im Grase sitzen, und er ging auf sie zu. Aber wie sie anfingen, um die Wette zu laufen, sah er nicht, daß sie den Boden berührte. Wieder kam er zu dem Bauer und sprach: »Mit dir lauf' ich nicht. Ich habe deine Tochter den Boden nicht berühren sehen, so ist sie gesprungen.«

Hierauf holte er einen goldenen Knopf aus der Tasche und sprach: »Den wollen wir jetzt werfen.« Er nahm ihn und schleuderte ihn so hoch, daß man nicht mehr als ein winziges Pünktchen davon sah. Dann sagte er zum Bauer: »Wirf du jetzt!« Und der gute Mann dachte: ›Was soll ich jetzt anfangen, wo ich nicht werfen kann wie er?‹ – »Nun«, sprach der Teufel, als er ihn so dastehen und überlegen sah, »was überlegst du lange?« Der Bauer guckte an den Himmel, sah eine Wolke kommen und sprach: »Wart, wart, ich gucke, bis die Wolke da kommt, dann werf ich ihn hinauf, und du bist ihn los.« Da riß ihm der Teufel den goldenen Knopf aus der Hand und rief: »Du kämest mir recht, mir meines seligen Vaters Goldknopf wegzuwerfen!« – lief davon und kam nicht wieder.

Quelle:
Löwis of Menar, August von: Finnische und estnische Volksmärchen. Jena: Eugen Diederichs, 1922, S. 11-12.
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