Es pastó de Galatzó.
Der Hirt von Galatzó.
(Capdellá.)

[204] Ein Hirte des bösen Grafen war mit diesem im Streite und der erzürnte Graf sagte ihm:

– Gib Acht du wirst sterben und wirst nicht wissen wo.

– Ja ich werde es doch wissen wo immer man mich tödtet, ich werde es wissen.[204]

Eines Tages nimmt ihn der Graf mit drei oder vier seiner Leute gefangen, sie führten ihn mit verbundenen Augen weg, und der Graf sagte zu denen, die ihn begleiteten, dass sie gar keinen Lärm machen sollten, damit er nicht wüsste, durch welche Gegend sie ihn führten. Aber der Hirte, – was wirst du sagen, – als sie durch ein Gässchen kamen, das hinter den Häusern lag, sagte zu ihnen:

– Jetzt habe ich das Gässchen hinter den Häusern durchschritten.

Als sie eine Strecke weiter gegangen waren, sagte ihm der Graf:

– Diesmal kannst du es nicht errathen.

Und sie führten ihn über den Collet de ses egos, um ihn in den Avench (Schlucht) de s'esquena des[205] ases zu werfen, und was glaubst du, was er sagte? Er sagte:

– Wenn ihr mir nicht den Kopf abschneidet, bevor ihr mich hineinwerfet, so weiss ich, von wo ich wieder herauskomme und ich werde bei den Häusern von Galatzó schneller sein als ihr, weil die Schlucht, wohin ihr mich führt, in eine Höhle im camp de ses sinis mündet, welche euch nicht bekannt ist.

Der Graf, sehend, dass er alles errieth und dass mit ihm nichts zu machen sei, sagte:

– So gewiss wird er eines Tages in meiner Gewalt sein, nimmt ihm die Binde von den Augen weg und befiehlt, er solle weggehen.

Nach langer Zeit sagte eines Tages der Hirte zu dem Grafen:[206]

– Herr Graf, wollen sie den Avench des puig des caragol sehen?

– Nein, ich gehe mit dir nirgends hin, sagte der Graf zu ihm, denn du siehst mehr mit verbundenen Augen, wie ich mit offenen.

Und nun wollte er ihn nicht mehr tödten und sagte ihm nichts mehr.

Quelle:
Erzherzog Ludwig Salvator: Märchen aus Mallorca. Würzburg, Leipzig: Verlag der Kaiserlichen und Königlichen Hofbuchhandlung von Leo Woerl, 1896, S. 204-207.
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