S'homo que cercava es tresó de Na Fátima.
Der Mann, welcher den Schatz der Fátima suchte.
(Puigpunent.)

[176] Es war ein Mann, der einen Hund hatte, welcher Tomeu hiess, und dieser Mann beschloss, den Schatz von Na[176] Fátima zu suchen. Er ging, Erkundigungen einzuziehen, zu einem Herrn aus der Stadt, der Dinge zu errathen pflegte, der aber niemals in Puigpuñent gewesen war, und dieser sagte ihm:

– Und liegt nicht Son Forteza oberhalb Puigpuñent?

– Ja.

– Und zwischen Son Forteza und dem Dorfe steht dort nicht eine Tenne?

– Ja.

– Und wenn man bei dieser Tenne ist und weiter hinaufgeht, liegt die Fátima nicht zu unserer rechten Seite?

– Ja.

– Also steiget ein Stück höher hinauf vor den Collet d'es forn des vidre (Berg zu den vier Hügeln), und bei einem Felsengrund schautet alles gut an und ihr werdet einen Asphodel[177] mit zwei Blüthenstengeln finden. Bei diesem Asphodel beginnet zu graben, aber wenn ihr den Schatz nicht gleich das erste Mal findet, dann werdet ihr ihn nie mehr finden können.

– Und muss ich sehr tief graben?

– Nein, ihr werdet bald das Loch finden.

Nun verabschiedete er sich von dem Errather und als er sich entschloss, den Schatz aufzusuchen, nahm er auch zwei Stiere, d.h. zwei Männer, die den Militärdienst gemacht hatten, zu seiner Begleitung und ebenso seinen Hund, der Tomeu hiess.

Als sie den Asphodel fanden, begannen sie zu graben und als sie kurze Zeit gegraben hatten, machte die Erde wie ein Wirbel, sank zusammen und es zeigte sich ein Loch. Als sie das Loch[178] fertig sahen, beschaute es sich der wackerste von ihnen allen und hatte keinen Muth, hineinzusteigen. Die beiden anderen sahen sich, einer den anderen, an.

– Gehen wir nicht hinein?

– Wir gehen hinein.

Als sie im Innern waren, fanden sie gepflasterten Boden und eine Art Anwurf aus alter Vorzeit mit Tropfsteinen überzogen. Sie gingen ein Stück weiter hinein, mehr erschrocken wie ein Kaninchen, der Hund mit dem Schweif zwischen den Füssen lief hinter die Füsse des Herrn. An einer gewissen Stelle fanden sie eine Pfütze schwarzen Wassers, und sie bekamen Furcht, da sie genug davon hatten, wendeten sie sich nach dem Ausgang und auf dem Rückweg wollte keiner der Zwei[179] mehr hinter dem anderen gehen, aus Furcht, darin bleiben zu müssen, darum gingen sie beide hart neben einander. Als sie herauskamen, trafen sie jenen Muthigen noch, welcher mehr Mann war, bevor er das Unternehmen begonnen hatte, und der sie erwartete.

Es geschah ihnen nichts, aber es blieb ihnen nichts Anderes übrig, als die Verzauberung zu lassen. Das Loch, das sie gemacht hatten, fanden sie nicht mehr.

Quelle:
Erzherzog Ludwig Salvator: Märchen aus Mallorca. Würzburg, Leipzig: Verlag der Kaiserlichen und Königlichen Hofbuchhandlung von Leo Woerl, 1896, S. 176-180.
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