S'encantament de na Fátima.6
Die Verzauberung der Fátima.
(Puigpuñent.)

[180] Es war ein Mann, der auf dem Puig (Berg) der Fátima Holzspäne[180] machte, und es erscheint ihm ein anderer, der ihm sagt:

– Willst du reich werden?

Er erwidert darauf:

– Ja, was soll ich machen?

– Du sollst gehen und drei Kerzen kaufen, sie am Tage des heiligen Johannes weihen lassen und dieselben am folgenden Tage hierher bringen. Und wie willst du, dass ich dir erscheine? ich kann nicht so wieder erscheinen, wie ich jetzt bin, entweder in Gestalt einer Schlange, oder in Gestalt eines Rindes.

Wenn du willst in der Gestalt einer Schlange, sollst du mit einer Schnitte Brod am Tage des heiligen Blasius in die Kirche gehen und mir dieselbe bringen.[181]

Wenn du die Gestalt eines Rindes wählst, wirst du eine der drei Kerzen an der Lampe des Hochaltars anzünden, mit dieser wirst du die beiden anderen anzünden, die du mir jede auf ein Horn stellen wirst und die andere wirst du in der Hand tragen und mit der anderen Hand wirst du mich beim Schweif führen und so wirst du nach dem Felsen der Fátima gehen, allwo der Schatz im Zauberbann liegt.

Wenn wir angekommen sind, wird sich der Felsen öffnen. Lasse den Schweif nicht aus der Hand, trete hinein, dort ist ein Gebäude aus Gold, ich voran, du hinter mir, werden wir um jenes goldene Gebäude herum gehen, und wenn ich es berühre, werde ich so dick, dass ich platzen werde und alles wird massives Gold sein und[182] wir werden bleiben oberhalb des Felsens.

Also machte es jener Mann, aber als das Rind in den Felsen eintrat, bekam er Furcht, liess es los, kehrte um und rannte gegen das Dorf und das Rind hinter ihm. Als das Rind ihn erreicht hatte, war der Mann halbtodt und das Rind sagte zu ihm:

– Da und deine ganze Nachkommenschaft, ihr werdet elend und arm bleiben.

Und man erzählt sich, dass über hundert Personen diese Worte gehört hätten; sie sagten aber nicht, dass sie das Rind auch gesehen hätten.

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Nota. Dieses Märchen ist eine Variante des vorhergehenden.

Quelle:
Erzherzog Ludwig Salvator: Märchen aus Mallorca. Würzburg, Leipzig: Verlag der Kaiserlichen und Königlichen Hofbuchhandlung von Leo Woerl, 1896, S. 180-183.
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